Rein wirtschaftlich gesehen ist der Draxler-Transfer für Schalke 04 ein guter Deal. 35 Millionen Euro gibt es garantiert, wenn es für ihn in Wolfsburg gut läuft, dann sogar ein bisschen mehr. Trotzdem bereitet der Verkauf vielen Königsblauen Bauchschmerzen. Denn in der offiziellen Mitteilung des Vereins wird davon gesprochen, dass "Jule" schon seit Langem unbedingt weg will. Das fühlt sich gar nicht gut an, wenn man bedenkt, dass dem Eigengewächs sehr wohl bewusst gewesen ist, welchen Stellenwert er als Identifikationsfigur auf Schalke besitzt. So wurde er ja auch PR-mäßig vom eigenen Verein aufgebaut: "Mit Stolz und Leidenschaft bis 2018", lautete die Kampagne zu seiner Vertragsverlängerung, die damals schon befremdlich war - und heute einfach nur noch lächerlich anmutet.
Trotzdem war es vernünftig, dass Angebot der "Wölfe" anzunehmen. Aber zu den oben beschriebenen Bauchschmerzen kommen auch noch Kopfschmerzen: Denn Schalke hat nicht mehr auf den Verlust reagiert, konnte vielleicht nicht mehr reagieren. Man braucht nicht drumherum zu reden: Sportlich müssen nun kleine Brötchen gebacken werden, viele Konkurrenten muss S04 wohl davonziehen lassen - allein aufgrund der fehlenden Kaderbreite. Diese hatte Trainer André Breitenreiter schon in den letzten Wochen immer wieder angemahnt - er hatte aber auch eindrücklich für einen Verbleib Draxlers plädiert. Mal sehen, was er jetzt sagt!
So ist der größte Trost am "Deadline Day", dass sich der Verein wirtschaftlich weiter konsolidieren kann. Wäre da nicht diese unglaublich ärgerliche Gewissheit, dass ein satter Batzen des eingesparten Geldes weiter als Gehalt an Kicker wie Felipe Santana und Kevin-Prince Boateng überwiesen werden muss. Der erste Spieler, frisch begnadigt, soll sogar dabei helfen, Schalkes Ziele zu erreichen. Mit etwas Sarkasmus könnte man sagen: Passt ja, denn allzu groß können Schalkes Ambitionen ja nicht (mehr) sein. In jedem Fall begibt sich der Verein auf einen schmalen Grat. Denn das Risiko, dass diese Saison angesichts des Personals mehr als schwierig wird, ist seit dem heutigen Montag noch einmal ein ganzes Stück größer geworden.