Dortmund ist seit Jahrzehnten eine Hochburg der Naziszene, in Dorstfeld sind Bomberjacken und Springerstiefel ein so gewohntes wie gefürchtetes Bild. Es waren noch andere, finstere Zeiten, als „SS Siggi“ Borchardt beim BVB die Klopperszene anführte und der Verein nichts gegen das braune Pack im Stadion unternahm.
Als der Oberhool mit seinem Gefolge die Kurve dominierte und sich mit der Gelsenszene üble Schlachten lieferte, war der Fußball noch durchsetzt von asozialem Pack. 1992 fand die erste auch politische Selbstreinigung in der Fanszene statt – und zwar durch die „Schalker Faninitiative gegen Rassismus“.
23 Jahre später beginnt in Deutschland aus der rechten Ecke eine neue Hetzjagd gegen „die Anderen“. Nun sind es die vielen Flüchtlinge, die hier tief verschüttete und dort offen ausgelebte Ressentiments fördern. Doch während zumindest in der Fußball-Bundesliga die Stadien nahezu frei von Ewiggestrigen sind, hat Dortmund nach wie vor ein Problem mit seiner „Borussenfront“.
Viel zu lange hat der Verein dabei weggeschaut, doch Glatzenaufmärsche an der Strobelallee sind nun einmal nicht so gut fürs Image – gerade bei einer spätestens seit 2011 solch schicken Adresse wie an der Börse notierten KG mit Fußballabteilung. Immerhin seit einigen Jahren kämpft der BVB mit vielen Kampagnen und lobenswerten Aktionen gegen die Einflussnahme von rechts. Distanz zu den Störenfrieden zu zeigen und Jugendliche in Workshops aufzuklären ist die eine gute Sache. Viel wirkungsvoller aber ist eine andere:
Denn in Dortmund geht ausgerechnet eine Fangruppierung aktiv voran, die in vielen Teilen der deutschen Fußballszene einen mindestens zweifelhaften Ruf genießt: Wir reden von den Ultras. Sie wehren sich gegen Neonazis im BVB-Umfeld und senden klare Botschaften wie: „@Die Rechte: Ihr habt mit unserem Derby nichts zu tun! Verpisst euch!“. Es war ihre Antwort auf die Beschwerde der Partei „Die Rechte“ darüber, dass sie bei einer Demo von Essen nach Gelsenkirchen von Schalker Ultras aufgehalten worden war.
Dass die ihr Terrain nicht so einfach aufgibt, wurde erst vorletzten Samstag nach dem Heimspiel gegen Mönchengladbach wieder deutlich, als Mitglieder der „Borussenfront“ das nahe am Stadion gelegene Fanprojekt stürmten und dort Ultras mit Hitlergruß und „Scheiß Juden“-Rufen provozierten.
Wenn der BVB nicht mehr mit diesem Teil seiner Vergangenheit in Verbindung gebracht werden will, muss er also noch mehr tun – und sich ein Beispiel an den Ultras nehmen.