Nach der mit drei Böcken selbstverschuldeten Auftaktpleite gegen Kaiserslautern wollte Gino Lettieri in Bochum erst einmal die Abwehr stärken. Sein Plan: mit einer noch nie dagewesenen Fünferkette dem spielstarken VfL die Lust am Fußball nehmen, um dann selbst mit schnellen Kontern zum Erfolg zu kommen. In der Theorie sicherlich ein gutes Rezept für einen Aufsteiger, allerdings ging die praktische Umsetzung völlig in die Hose.
Bis zum unglücklichen 0:1 stand das Abwehrbollwerk zwar sicher, doch nach vorne ging nichts, gar nichts. Egal, ob Martin Dausch, Zlatko Janjic oder mit Abstrichen Thomas Bröker – alle Meidericher leisteten sich haarsträubende Fehler im Spielaufbau. Fehlpässe en masse und unnötige Ballverluste im Mittelfeld sorgten dafür, dass es keinerlei Entlastung, geschweige denn eine echte Torchance gab. „Wenn wir die Bälle nicht halten, wird es für die Defensive, die eigentlich gut gestanden hat, natürlich noch viel schwerer“, ärgerte sich Lettieri, der bereits vor dem Anpfiff eine Hiobsbotschaft verdauen musste. Denn sein einzig gesunder Sechser, Tim Albutat, meldete sich mit einem Magen-Darm-Infekt kurzfristig ab.
Nach dem Rückstand wollte der Coach seine defensive Ausrichtung dann eigentlich aufgeben und auf ein 4-4-2 umstellen, doch als das 0:2 nur zwölf Minuten später fiel, waren seine Vorstellungen über den Haufen geworfen. „Warum soll ich dann noch umstellen“, fragte Lettieri, der in seiner Trainerkarriere noch nie zwei Spiele zum Auftakt in Folge verloren hat: „Wir waren nicht wirklich in der Lage, noch drei Tore zu erzielen.“
„Die erste Diagnose lautet, dass etwas am Meniskus ist!“
Lettieri zu Dauschs Verletzung
Weil vorne bislang nichts klappt und hinten die Bälle einschlagen, ist von der Aufstiegseuphorie in Duisburg nicht mehr viel übrig geblieben, auch wenn die Fans die Mannschaft sogar noch mit Applaus in die Kabine verabschiedeten. Zu allem Überfluss müssen die Meidericher aber nicht nur die sportlichen Baustellen beackern, sondern sich im ohnehin schon arg geschwächten Kader weitere Sorgen machen. Denn Dausch hat sich eine Knieverletzung zugezogen. „Die erste Diagnose lautet, dass etwas am Meniskus ist“, runzelte Lettieri die Stirn: „Was Martin genau hat, wird die genauere Untersuchung am Montag zeigen.“
Dausch selbst wollte davon (noch) nichts wissen. Der Ex-Berliner war enttäuscht. Enttäuscht über die Leistung, enttäuscht über den verkorksten Start: „Das ist so bitter. Wir wollten unbedingt etwas mitnehmen und stehen wieder mit leeren Händen da. Das muss ich erst einmal aufarbeiten.“
Würde Dausch nun auch noch langfristig ausfallen, wäre er nach Dan-Patrick Poggenberg (Schienbeinbruch), Enis Hajri (Bänderriss im Sprunggelenk), Pierre de Wit (Leisten-OP), Andreas Wiegel (Kreuzbandverletzung), Kevin Scheidhauer (Innenbandzerrung) sowie Erik Wille (Hüftprobleme) bereits der siebte Spieler, der zur Tatenlosigkeit verdammt ist.
Der Mini-Etat ist ausgereizt
Verständlich, dass angesichts des enormen Verletzungspechs die Stimmen nach weiteren Verstärkungen immer lauter werden. Doch auch wenn die Vereinsspitze um Präsident Ingo Wald die Probleme sieht, können die Verantwortlichen angesichts des schon ausgereizten Mini-Etats keine weiteren Zugänge bewilligen – es sei denn, Matthias Kühne oder Sascha Dum gehen, oder ein Sponsor finanziert den Transfer. „Wir dürfen jetzt aber nicht in Panik verfallen“, blieb Wald ruhig und merkte an: „Wir wussten, dass es schwer wird. In der letzten Saison haben wir uns auch nach ein paar Anlaufschwierigkeiten gefangen. Wir müssen zusammenhalten.“