Es gibt viele Bereiche, in denen sich RWE am großen Vorbild Borussia Dortmund orientiert. Sei es etwa in der Vorstandsarbeit oder im Umgang mit Medien. Obwohl der BVB in anderen Sphären unterwegs ist, versuchen die Mitarbeiter des Vereins von der Hafenstraße, sich ein Beispiel am Bundesliga-Spitzenklub zu nehmen. Und auch auf der Trainerbank gibt es eine Parallele. Denn die Fans von Rot-Weiss und Schwarz-Gelb erhoffen sich von den neuen Männern an der Seitenlinie Ähnliches: Das Spiel ihres Klubs soll flexibler werden.
In dieser Hinsicht können die RWE-Anhänger beruhigt sein. Denn wie Thomas Tuchel in Dortmund, so hat auch Jan Siewert in Essen das Ziel, in Zukunft für jeden Gegner deutlich schwerer ausrechenbar zu sein als zuletzt. Systemwechsel sind ausdrücklich nicht nur von Spiel zu Spiel möglich. "Es kann sein, dass wir auch innerhalb einer Partie die Formation wechseln", kündigt Siewert an. In der vergangenen Saison war das selten der Fall. Unter Ex-Coach Marc Fascher wurde fast ausschließlich im klassischen 4-4-2 gespielt, nach dem Trainerwechsel agierte RWE stets im 4-2-3-1.
Siewert hat seine Mannschaft in den Testspielen bereits mit verschiedenen Systemen konfrontiert. Die Grundausrichtung zu Beginn war wie gehabt ein 4-2-3-1. Gegen die "Auf Asche"-Topelf ließ das Trainerteam die Spieler im 4-4-2 mit Mittelfeldraute auf den Gegner los und beim Test gegen den Hamburger SV II am Sonntag entschied Siewert sich für ein 3-5-2-System. Die Dreierkette war neu für das Team. "Wir hatten das zuvor in Ansätzen trainiert", verrät der Coach. Deshalb war er auch zufrieden, wie sein Team die Vorgaben schon gegen den HSV umsetzen konnte. Das 2:1 war der vierte Sieg im vierten Vorbereitungsspiel.
"Das Ergebnis war aber zweitrangig", schränkt Siewert ein. In erster Linie geht es ihm darum, Fortschritte im Spiel zu sehen. Und Ergebnisse in Testkicks haben letztlich auch keinen Einfluss darauf, was ab dem 1. August in der Liga passieren wird. Doch die Essener Fans dürfen sich berechtigte Hoffnungen machen, dass ihre Mannschaft die Gegner in Zukunft vor größere Schwierigkeiten stellen wird, als es in der vergangenen Rückrunde der Fall war.