Brandy: "Eigentlich auch egal." Stimmt, aber ein cooler Rufname, "auf den ich auch höre." Ein breites Grinsen kann der 22-Jährige (1,82 Meter, 77 Kg), der beim VfB Schloss Holte groß wurde, später dann aber in die D-Jugend zum FC Gütersloh ging, nicht verbergen. Jetzt signierte der Offensiv-Allrounder, zuletzt beim Regionalliga-Nord-Absteiger Holstein Kiel (zwölf Spiele, ein Tor) ein Papier, das bis 2008 datiert ist, eine Verlängerungsoption enthält.
Sören Brandy, Sie sind auch einer von denen, die bei RW Ahlen im Gespräch waren, korrekt?
Heiko Bonan hatte mich angerufen, damals fragte er mich, ob es eine Möglichkeit gibt, mich nach Ahlen zu holen. Dann wurde es RWE.
Später sprach er sofort mit mir, als er in Essen unterschrieben hatte. Auch Olaf Janßen hatte unabhängig von Heiko angerufen. Die genannten Spieler-Listen, die beide dann zu einer machten... Durch den Abstieg von Holstein hatte mein 2008-Kontrakt dort keine Gültigkeit mehr. Das Jahr in Kiel verlief nicht glücklich, ich startete mit einer Schambeinentzündung, zwei Operationen folgten, ich fiel sechs Monate aus. So richtig erhielt ich danach keine Chance mehr. In Gütersloh habe ich drei Jahre Oberliga gespielt, wurde von Trainer Rob Reekers aus der A-Jugend nach oben gezogen. Wie würden Sie sich als Akteur für RWE einordnen?
Gewissermaßen als hängende Spitze. Mittelfeld und Außenbahn sind mir aber auch nicht fremd. Ganz vorne habe ich auch schon agiert. Stimmt es, dass Sie in der nächsten Saison Zweitligaspieler sind?
Das hoffe ich auf jeden Fall, aber es ist schwer, jetzt derartige Ziele zu formulieren. Alle rüsten auf, alle haben Potenzial, das wird ein Hauen und Stechen. Es sind wieder ein paar Tage der Vorbereitung vergangen. War Bonan mittlerweile mit Ihnen im Wald? Nein, war er nicht, er hat uns das auch so angekündigt. Keine Frage, ich finde das super.
Genau wie die Tatsache, dass Ihre Freundin Mia im Marienfelder Nachbarörtchen Harsewinkel zuhause ist, oder? Stimmt genau, wir konnten uns auch in den Nachmittagsstunden während des Trainingslagers, wenn wir frei hatten, sehen. Sie konnte nicht mit nach Kiel, weil sie wegen ihrer Ausbildung zur Logopädin gebunden war. Aber jetzt kommt sie wohl mit nach Essen, sucht dort auch schon einen Job. Mit der Hilfe des Clubs?
Das schafft sie auch alleine, sie hat was drauf. Wir bemühen uns um eine Wohnung, noch bin ich im Hotel, zusammen mit Daniel Sereinig, Jozef Kotula, Vincent Wagner.
Der Kader ist sehr jung - wie ist Ihre Meinung dazu?
Ja und? In Kiel hatten wir Namen ohne Ende, stiegen ab. Der VfB Stuttgart ist ein gutes Beispiel, wenn es darum geht, jungen Leuten eine Chance zu geben. Jeder wird sehen, bei uns ist echt Feuer drin, der Coach weist uns immer darauf hin, auch mit dem Kopf zu arbeiten. Heiko hat den Draht zu uns Jungs. Haben Sie schon alle kennengelernt?
Das wird mit der Zeit, mit dem einen geht das schnell, mit anderen hat man vielleicht so gut wie noch nicht gesprochen. Mit Ferhat Kiskanc war ich zum Beispiel im Trainingslager auf einem Zimmer. Olaf Janßen hatte das zusammengestellt. Haben Sie noch den Trainingsauftakt im Kopf?
Aber klar, es kamen etwa 1000 Leute, ich war schon überrascht, das war ja nicht unbedingt ein offizieller Vorstellungstermin. Ich hatte mich vorher über RWE informiert, zum Beispiel auch bei Ex-Kicker Tim Brinkmann, mit dem ich in Gütersloh zusammen spielte. Wie ist Ihr bisheringer Gesamteindruck?
Ich habe ein wirklich gutes Gefühl. Heiko wies uns darauf hin, wie die Fans reagieren, dass wir auf jeden Fall eine super Chance bekommen. Wenn wir uns zerreißen, tragen sie uns vom Platz. Ich war einmal an der Hafenstraße, damals bei diesem 4:4 gegen Eintracht Frankfurt. Ich habe auch ein Video vom damaligen Aufstieg gesehen, wie die Anhänger den Platz stürmten, die Spieler flüchteten. Das möchte ich auch erleben, diesen 50 Metersprint könnte ich dann auch noch einlegen.
Genau wie Mitja Schäfer und Vincent Wagner studieren Sie, was machen die mathematischen und sportlichen Wissenschaften? Ich denke daran, mich an der Uni Bochum einzuschreiben, vielleicht zwei Scheine pro Semester doch zu schaffen. Während meiner Verletzungszeit in Kiel konnte ich mehr für das Studium machen. Ziel Lehramt, oder?
Genau, das ist gewissermaßen Tradition in unserer Familie. Meine Mutter ist Mathe- und Sportlehrerin, mein Vater unterrichtet an einer Sonderschule, mein Stiefvater Deutsch und Geschichte. Dann können Sie sich kaum wehren?
Abwarten. Für mich steht fest, ich beobachte meinen möglichen Werdegang jetzt ganz genau, zwei bis drei Jahre will ich auch fest auf die Karte Fußball setzen. Sollte ich es bis dahin nicht geschafft haben, muss ich vielleicht die Konsequenzen ziehen, mich anders orientieren. Aber ehrlich: Fußballspieler zu sein, ist schon eine richtig geile Zeit. Ich weiß aber auch, es gibt viele Akteure mit meinem Talent oder auch noch mehr.