Bei den Planungen für die neue Saison müssen die Verantwortlichen darauf achten, in erster Linie junge Neuzugänge zu verpflichten.
Kevin Freiberger wurde zum ersten Opfer der U23-Regel. „Er hat den Schwarzen Peter gezogen“, sagte der damalige RWE-Trainer Marc Fascher nach der Partie bei Rot-Weiß Oberhausen. Der Winterneuzugang, als echte Verstärkung eingeplant, konnte nicht im Kader stehen, weil Fascher die besagte Regel erfüllen musste. Demnach sind alle Regionalligisten dazu verpflichtet, an jedem Spieltag vier Spieler im Kader zu haben, die am 1. Juli der jeweiligen Saison das 23. Lebensjahr noch nicht vollendet haben.
Bei der Kaderplanung im vergangenen Winter hatten die damaligen Verantwortlichen die U23-Regel offensichtlich nicht auf dem Schirm. Diesmal sieht das anders aus. Michael Welling und seinem Team – dazu gehören Andreas Winkler, Damian Jamro, Markus Reiter und Jürgen Lucas – ist bewusst, dass der Verein im Sommer den einen oder anderen jungen Neuzugang benötigt, um dem Trainer einen größeren Handlungsspielraum zu verschaffen.
Dies ist erst recht nötig, weil mindestens vier von acht U23-Spielern im aktuellen Kader in der kommenden Saison nicht mehr zur Verfügung stehen werden. Moritz Nicolas wird nach Gladbach wechseln, Konstantin Sawin erhält keinen neuen Vertrag. Max Dombrowka ist inzwischen 23 Jahre alt, Tobias Steffen wird es vor dem 1. Juli ebenfalls sein.
Unter der Prämisse, dass die im Sommer auslaufenden Verträge der Defensivspieler Kai Nakowitsch und Marco Beier noch verlängert werden, bleiben mit den beiden sowie Lucas Arenz (Vertrag bis 2017) und Cebio Soukou (2016) also gerade einmal vier U23-Spieler übrig.
Der eine oder andere neue U23-Akteur wird hinzukommen.
Michael Welling
Wer auch immer die Mannschaft in der kommenden Saison betreut, er soll seinen Kader wieder in erster Linie nach sportlichen Gesichtspunkten zusammenstellen können und nicht durch die U23-Regel dazu gezwungen werden, ständig einen Schwarzen Peter verteilen zu müssen. RWE benötigt also möglichst gleich mehrere junge Neuzugänge. Die Liste der Kandidaten ist lang. Auf dem Zettel der Verantwortlichen sollen unter anderem Dominik Oehlers (KFC Uerdingen) und der ehemalige Rot-Weisse Bilal Abdallah (ETB) auftauchen.
Namen kommentiert der Verein wie üblich nicht. Dass mehrere junge Neuzugänge kommen müssen, gibt aber auch Michael Welling zu. „Das ist natürlich ein Aspekt, der bei der Kaderplanung eine Rolle spielt. Wir werden die Regel berücksichtigen müssen, deshalb wird der eine oder andere neue U23-Akteur hinzukommen“, erklärt der geschäftsführende 1. Vorsitzende des Vereins.
Womöglich schafft aber auch einer der talentierten Essener A-Jugendspieler den Sprung. Die U19 steht kurz vor der Rückkehr in die höchste deutsche Spielklasse und einige Talente haben sich in dieser Saison bereits hervorgetan. „Zwei, drei der Jungs haben diese Chance“, sagt Jürgen Lucas auf die Frage, ob die Fans einen seiner Schützlinge schon im nächsten Jahr in der Regionalliga sehen werden. Coach Reiter warnt allerdings vor zu hohen Erwartungen: „Die Jungs, die wir in den Förderspielen dabei haben, sind Jungjahrgänge, die haben noch ein Jahr U19 vor sich.“ Mit Einsätzen in der A-Junioren-Bundesliga West sollen sie sich an das höhere Niveau gewöhnen und zeigen, ob sie schon früh ein Thema für den Regionalliga-Kader werden können. Welling findet diese Aussicht für RWE beruhigend: „Wir haben die schöne Situation, dass wir nächstes Jahr eine richtig gute U19-Mannschaft haben. Davon wird sicher immer wieder jemand im Kader auftauchen.“
Aus Sicht der Talente ist die U23-Regel ein Segen. Ihre Chancen auf Berufungen in den Regionalliga-Kader steigen. Für die Verantwortlichen sind die Planungen aber alles andere als einfach.