Unter dem Motto „nakedFUSSBALL“ will der Fotograf Kommerzkritik und Happening vereinen. 22 Spieler und Spielerinnen – gerne auch mehr – werden am 6. Juni im Stadion am Schloss Strünkede ein Fußballspiel bestreiten. Und zwar so wie Gott die Spieler schuf – nur an den Stutzen wird man die Teams unterscheiden können, die Rückennummer wird auf den nackten Rücken gepinselt. „Alle ab 18 Jahren können mitmachen, egal ob Mann oder Frau, ob als Spieler, Zuschauer oder Schiedsrichter. Wir gucken einfach mal, wer alles kommt und dann machen wir es wie früher auf dem Pausenhof und wählen Mannschaften. Ich glaube, das wird eine lustige Sache.“
Der Spaß wird im Vordergrund stehen, und doch ist das Ganze für Starczweski mehr als ein reiner Jux. „nakedFUSSBALL“ ist in erster Linie ein künstlerisches Projekt. „Ich will Bilder schaffen, die es in dieser Form einfach noch nicht gegeben hat. Leute gehen nackt in die Sauna oder schwimmen. Warum aber nicht mal nackt Fußball spielen und das fotografieren?“
„nakedFUSSBALL“ stellt also auch einen Bruch mit Konventionen dar. Doch Starczewski will noch mehr erreichen. „Ich sehe das Projekt auch als kleine Form des Protestes“, erläutert der 28-Jährige. „Der Fußball wird immer mehr kommerzialisiert. Da möchte ich RB Leipzig nennen oder die Zerstückelung des Spieltages, die immer schlimmer wird.“ Ein ehrenwerter Ansatz, keine Frage. Aber muss man denn unbedingt alle Hüllen fallen lassen, um etwas anzuprangern? Durchaus, meint Starczweski: „Ich finde man kann Nacktheit diesen Entwicklungen sehr gut entgegenstellen. Denn Nacktheit steht für Ursprünglichkeit und Natürlichkeit. Man könnte auch sagen: wir reduzieren den Fußball jetzt mal auf das Wesentliche.“
Das schönste Stadion von allen
Viele Menschen sehen das offenbar ähnlich – über 100 Anmeldungen sind bei Starczewski bereits eingegangen. „Es ist egal, ob 50 oder 300 Leute kommen. Wenn es 300 werden, hätte ich aber schon fast ein schlechtes Gewissen gegenüber Westfalia Herne. So viele haben die bei ihren Heimspielen ja kaum.“ Dass der SCW sofort mitmachte, findet Starczewski aber „schon cool“, plagen den Traditionsklub doch chronische finanzielle Sorgen – und auch sportlich ist die Kuh noch nicht vom Eis. „Da gibt‘s bestimmt auch welche, die sagen: ‚Habt ihr nicht andere Sorgen?“
Vor allem hat Herne aber ein Stadion. „Das schönste, das ich überhaupt kenne“, schwärmt der Aktionskünstler und beweist Geschmack.
Irgendwie musste Starczewskis Leidenschaft auch zwangsläufig mal zu solch einem Event führen: „Seit meinem fünften Lebensjahr gehe ich schon ins Stadion, vor allem zum VfL Bochum. Außerdem habe ich ein Fanzine gemacht, es hieß ‚Unterwegs in Sachen Fußball‘. Ich komme also vom Fußball“, berichtet der Voerder. „Irgendwann kam die Musik dazu, dann die Nackten. Jetzt habe ich gesagt: Verbinde doch die Nackten mal mit deiner Fußball-Affinität. Wer meine Bilder kennt, der weiß, dass es nicht um die Spielszenen geht, sondern um die Geschichten, um die Originale und das Drumherum.“ Er selbst könnte auch ein gutes Motiv abgegeben. „Ich glaube, ich mache während des Spiels ‘nen Flitzer. Der ist dann natürlich angezogen“, lacht Starczewski und freut sich auf den 6. Juni. Ganz nebenbei auch noch sein Geburtstag.
Webtipp: Auf nakedfussball.de finden Sie einen Blog zur Veranstaltung. Mehr Infos zu den Projekten von Gerrit Starczewski gibt es auf star-photo.de.