Und ganz ehrlich: In Bochum kennen den Linksverteidiger des VfL bisher nur ganz wenige Beobachter. Abdat feierte im Frankenland eine gelungene Premiere Liga zwei.
Dabei ist der Linksfuß nicht der erste, der ausgerechnet in Nürnberg seine Feuertaufe im VfL-Trikot erlebte. Rückblick – August 1985, Bochum muss am ersten Spieltag zum Club. Der Stammtorwart Ralf Zumdick ist verletzt. Sein Vertreter Markus Croonen sieht in der Anfangsphase die rote Karte. Auf der Bank ein Nobody, Dirk Drescher, aus dem eigenen Nachwuchs, der eingewechselt wird und tatsächlich sein Tor beim 1:0-Sieg sauber hält. Es war der einzige Auftritt des jungen Mannes, der nie wieder im Profibereich auftauchte. Auch, weil der VfL ein paar Tage später Wolfgang Kleff als neuen Keeper präsentierte. So ein Schicksal will sich Nicolas Abdat ersparen.
Der 18-Jährige aus Wipperfürth bei Wuppertal will die Gunst der Stunde nutzen. Hatte er unter Peter Neururer nur einmal einen Profieinsatz im Testspiel gegen Bochum-Linden, so erwischte ihn die „Beförderung“ in die Gruppe der Lizenzspieler quasi über Nacht. Als sich im Januar, noch während der ersten Trainingstage, Michael Gregoritsch und Tobias Weis verletzten, durfte Nicolas Abdat zur Auffüllung der Trainingslagergruppe mit in den Flieger. „Das ging quasi über Nacht. Damit hatte ich nie gerechnet“, sagt der Debütant.
Mehr als eine Notlösung Was zunächst aus der Sicht von Gertjan Verbeek eine Notlösung war, erwies sich schon 24 Stunden nach der Ankunft in Spanien als Glücksfall. Als sich Fabian Holthaus, der als Vertreter von Timo Perthel gedacht war, in der ersten Trainingseinheit einen Innenbandabriss zuzog. Fortan verteidigte Abdat auf seiner Stammposition des linken Verteidigers immer dann, wenn Trainer Verbeek Perthel eine Pause gönnte. Der Youngster war über Nacht mittendrin, statt nur dabei, und kam auch nach der Rückkehr aus Spanien gegen den FC Bayern zu einem Kurzeinsatz. Als dann vor dem Nürnberg-Spiel feststand, dass Perthel langfristig ausfällt, war die Stunde des Nicolas Abdat gekommen. „Am Freitag vor dem Nürnberg-Spiel hat mir der Trainer eröffnet, dass ich in der Startformation stehe. Die nächsten Tage waren dann eine Mischung aus Anspannung, Nervosität und Vorfreude“, erinnert sich der 18-Jährige.
Die Fußballkarriere Abdats lief indes nicht immer rund. Zwar begann er schon mit vier Jahren zu kicken, doch erst 2008 ging es zum 1.FC Köln. Nach der U14 konnte er sich nicht für die U15 der Geißböcke qualifizieren. „Ich muss zugeben“, sagt Abdat ehrlich, „da gab es stärkere auf meiner Position.“ Und so wechselte er in die Jugend der SG Wattenscheid, wo er bis zur U17 aktiv war. „Plötzlich flatterte eine Einladung zum Probetraining von Dariusz Wosz ins Haus“, erzählt Abdat.
Der Linksverteidiger nutzte die Chance, wechselte an die Castroper Straße und spricht in höchsten Tönen über seinen „Entdecker“ Wosz: „Ich bin ihm unheimlich dankbar, dass er mir die Chance gegeben hat.“ Spielte er Ende des letzten Kalenderjahres noch sporadisch in der U19 und nahm noch nach Neujahr an zwei Hallenturnieren teil, so ist der Fachabiturient jetzt ganz auf Fußball fokussiert: „Ich kämpfe in jeder Trainingseinheit um weitere Chancen, aber es liegt nicht allein in meiner Hand.“
Nächsten Monate entscheiden
Immerhin: Auch beim Testspiel gegen Lierse SK (2:0) am Freitag in Holland war Nicolas Abdat auf der linken Seite erste Wahl. Nur ungern spricht er über seine Stärken. Man muss schon ein wenig im Gespräch bohren, um zu erfahern, welche Stärken er hat: „Ich bin schnell, habe einen unbändigen Willen, bin unheimlich lernfähig und habe das Verbeek-System kapiert.“
Ob dies reichen wird, entscheidet sich in den nächsten zwei Monaten, weil sein Vertrag ausläuft und der Umweg über die U23 entfällt. „Ich mache mir keinen Kopf. sondern gebe Gas“, stellt Abdat fest.