Ein Verdienst vor allem auch von Torhüter Roman Weidenfeller. Die zwischenzeitliche Verbannung auf die Ersatzbank hat den Weltmeister offenbar mehr beflügelt als gefrustet. "Er hat nach einer nicht so guten Hinrunde die richtige Reaktion gezeigt", lobte Sportdirektor Michael Zorc im "Kicker".
Mit Weidenfeller als Rückhalt stand zur Freude von Trainer Jürgen Klopp seit dem Ende der Winterpause in immerhin sechs von zehn Pflichtspielen der Dortmunder die Null. Noch vor Weihnachten schienen die Tage des 34 Jahre alten Dortmunder Torwart-Dinos, neben Sebastian Kehl der dienstälteste Profi im Kader, beim Revierclub gezählt. In vier Bundesliga-Partien und einem Champions-League-Spiel gab Klopp dem australischen Sonnyboy Mitch Langerak den Vorzug. Die Begründung des Fußball-Lehrers für diese Maßnahme war nur für Insider verständlich: "Ich will die Frische und das Lächeln von Mitch im Tor sehen."
Damit dürfte Klopp auf den mitunter robusten Umgang von Weidenfeller mit seinen Mannschaftskollegen angespielt haben. Wie aus Vereinskreisen verlautete, war dem Keeper das Sommer-Märchen in Brasilien allzu sehr zu Kopf gestiegen. Gleich mehrfach nahm er sich im Spiel seine Vorderleute lautstark zur Brust. Das sorgte nicht nur teamintern für Missmut. "Wir erwarten eher, dass er beruhigend auf die jüngeren Spieler einwirkt", kommentierte Zorc diplomatisch.
Dass Weidenfeller die Ausbootung im Dezember klaglos ertrug, brachte ihm hingegen ein Sonderlob von Klopp ein. Zudem profitierte der Keeper von der Abstellung seines Kontrahenten zur australischen Nationalmannschaft für den Asien-Cup. Deshalb verpasste Langerak die Vorbereitung und den Rückrundenstart.
Weidenfeller nutzte die Chance und untermauerte mit soliden Leistungen seinen Anspruch auf den Platz in der Stammelf. Was die Anzahl der Gegentore anbetrifft, rangiert der BVB (5) in der Rückrunden-Tabelle auf Rang zwei hinter Mönchengladbach (4). Diese erfreuliche Bilanz lässt den Schlussmann hoffen, dass der Aufwärtstrend seines noch vor wenigen Wochen vom Abstieg bedrohten Clubs anhält: "Unser Defensivverhalten hat sich deutlich verbessert. Darauf lässt sich aufbauen."
BVB-Coach Klopp und Bundestrainer Joachim Löw schätzen vor allem Weidenfellers Stärken auf der Linie und in Eins-gegen-Eins-Situationen. Über ähnliche Qualitäten wie die DFB-Stammkraft Manuel Neuer beim Herauslaufen verfügt er aber nicht. Dennoch macht sich der Dortmunder Hoffnung auf eine Nominierung für die EM 2016 in Frankreich.
Fraglich, ob er beim BVB bis dahin noch immer die Nummer 1 auf dem Trikotrücken trägt. Trotz aller Dementis der Clubführung halten sich Gerüchte, dass sich die im Bundesliga-Mittelmaß versunkene Borussia nach einem jüngeren Torhüter wie Ron-Robert Zieler (Hannover 96) oder Timo Horn (1. FC Köln) umsieht. "Was in Zukunft passiert, lasse ich ganz entspannt auf mich zukommen", antwortete Weidenfeller in der "Bild"-Zeitung auf die Frage nach seiner Perspektive.
Die anhaltenden Spekulationen sieht Zorc gelassen. Der Sportdirektor verspürt vorerst wenig Lust, in Gespräche über eine weitere Zusammenarbeit mit Weidenfeller über den bisher vereinbarten Zeitraum (2016) hinaus einzusteigen: "Der Vertrag läuft ja noch."