Weil Andreas Luthe nach seiner Rücken-OP noch nicht fit war, übernahm Patrick Fabian als Vertreter die Rolle des Spielführers. Reagierte der Trainer auf Nachfragen unwirsch, waren seine Planungen schon wenige Stunden später Makulatur – Fabian fiel mit Nasenbeinbruch aus. Und so lief plötzlich Anthony Losilla in der Alten Försterei mit der Binde auf.
„Das war für mich eine große Ehre“, erinnert sich der Franzose: „Schade nur, dass wir verloren haben.“ Am Samstag in Karlsruhe durfte er erneut ran, wieder wurde es nichts mit einem Sieg. Zwar ist ihm das deutsche Sprichwort „Aller guten Dinge sind drei“ fremd, anfreunden kann er sich damit schon: „Erstmals laufe ich im rewirpowerSTADION mit der Kapitänsbinde auf. Ich bin erst zufrieden, wenn wir drei Punkte holen und einen Schritt nach vorne machen.“ Und dann fügt er selbstkritisch hinzu: „Eine Mannschaft mit unseren Qualitäten muss in der Tabelle besser stehen.“
Doch gegen den FSV Frankfurt wird es nicht so leicht wie im Hinspiel – als der Franzose mit einem mustergültigen Heber zum 1:0 die Weichen zum 5:1-Sieg stellte. Sein Treffer schaffte es im August sogar in die Auswahl zum Tor des Monats. Es sollte das einzige Tor des 28-jährigen defensiven Mittelfeldspielers bleiben. Das wurmt Losilla: „Ich treffe zu wenig, muss offensiv mehr geben.“ In Karlsruhe war er ganz nah dran, aber seinen Kopfball nach einer Ecke in der Anfangsphase lenkte der Schlussmann der Badener an den Pfosten.
Warum Gertjan Verbeek den Franzosen zum Übergangskapitän ernannt hat, bleibt sein Geheimnis. Fakt ist: Losilla hat von den bisherigen 1.980 Zweitliga-Minuten dieser Spielzeit nicht eine einzige Sekunde gefehlt. Was man in Deutschland als Dauerbrenner bezeichnet, dafür fehlt ihm im Französischen das richtige Wort. „Ich weiß nicht, wie lange ich Kapitän bin. Wir müssen einfach gewinnen. Es könnte ja meine letzte Chance sein als Spielführer“, sagt Losilla.
Hochzeit steht auf dem Plan Den freien Montag nutzte der defensive Mittelfeldspieler derweil zu einer Stippvisite in die Niederlande – Shopping war angesagt. Schließlich steht im Hause Losilla im Sommer ein Groß-ereignis ins Haus. Im französischen Grasse – in der Nähe von Cannes und Nizza – führt er seine Freundin Lauriane zum Traualtar. Um gut vorbereitet zu sein, bekam er vom französischen Pastor schon einschlägige Lektüre zur Vorbereitung auf die Ehe. Nach den zwei Trainingseinheiten am Dienstag hatte er die Broschüre „Préparer notre mariage“ – Vorbereitung unserer Hochzeit – unter dem Arm. Losilla dazu: „Doch erst will ich mit dem VfL noch ein paar Siege feiern.“ Und schmunzelnd fügt er hinzu: „Die Hochzeit ist teuer. Ich brauche noch ein paar Prämien.“
Mit Gertjan Verbeek ist er fußballerisch auf einer Linie, wie er verrät: „Ich verstehe ihn nicht immer, aber ich verstehe, was er spielen will.“ Eine gute Partie zeigen will der Mittelfeldspieler auch gegen den FSV Frankfurt und deshalb warnt er: „Das 5:1 aus dem Hinspiel sollten wir vergessen, die haben drei Spiele gewonnen; bei denen läuft es richtig gut.“
Und doch soll ein Dreier her. Dann würde Losilla auch gerne der dauerhaften Forderung des Zeugwartes Andy Pahl nachkommen. „Er erinnert mich täglich mehrmals daran, dass ich meinen Einstand als Mannschaftskapitän noch geben muss“, freut sich Losilla.