Fußball in den 1980er Jahren: Bei jedem Spiel, ob Schalke gegen Gladbach, Duisburg oder Berlin, gab es im Parkstadion Kloppe. Vorher, nachher, in der Halbzeit. Die typische Völkerwanderung war in der Pause von der Nordkurve oberhalb der Gegengeraden in Richtung Südkurve, um dort die Gästefans aufzumischen. So bescheuert das war, so normal auch der beklemmende Angstzustand, mit dem ich als Jugendlicher ins Stadion gegangen bin. Ich wollte einfach nur Fußball sehen, die Asis in den Kutten und Schlägertypen mit den Schnäuzern eben nicht nur das.
Von einer Hysterie wie heute war da nichts zu spüren. Fußball gehörte den Prolls, dann kamen die Hooligans und nutzten das Spiel als Bühne für ihren Kampf gegen die eigene Langeweile im Leben. Dann kamen die modernen Arenen, die VIP-Lounges und das große Geld. Im dem klinisch gereinigten Umfeld soll nun kein Platz mehr sein für ein paar Unangepasste, die in Hoodys und weißen Maleranzügen den Platz stürmen und Randale machen.
Zwei Tage hat es nach den Ausschreitungen beim rheinischen Derby zwischen Mönchengladbach und Köln gedauert, bis die Forderung nach einem Verbot für Auswärtsfans kam. Nein, nicht ausschließlich für die „Boyz“, sondern alle! Wieder einmal werden von ein paar reaktionären Hinterwäldlern in der Frankfurter Schneise oder anderen Spießerhochburgen jetzt sämtliche Fans in Sippenhaft genommen. Ob diese Leute in ihren schicken Büros früher selbst einmal in der Stehkurve waren? Eher nicht! Sonst würden sie nicht nur davon faseln, dass der Fußball von seinen Emotionen lebt, sondern auch ein wenig Anarchie auf den Tribünen zulassen.
Es geht hier nicht darum, den Chaoten freie Bahn zu lassen oder Gewalt zu verherrlichen. Es geht nur darum, dass ein Fußballspiel keine Opernaufführung ist, auch wenn die Stimmung in München oder Madrid bisweilen daran erinnert. Natürlich sind Familien mit ihren Kindern und Geschäftsleute mit dicker Brieftasche im Stadion jederzeit willkommen. Ohne Ultras aber wäre das Spiel: tot.