Nach einem nervenaufreibenden Flutlichtspiel mit einer Berg- und Talfahrt der Gefühle war so etwas wie Erleichterung zu verspüren. Gertjan Verbeek, der in den gut sechs Wochen seiner Tätigkeit den Sprung in die Schublade „knurriger Holländer“ geschafft hat, schrieb artig Autogramme.
Mit dem niederländischen Trainer zu arbeiten, ist nicht immer einfach. Der offene, schroffe, zu weilen zu ehrliche Umgangston Verbeeks empfiehlt ihn nicht für den diplomatischen Dienst.
Das tut auch nicht Not, denn der Mann wurde geholt, um nach Jahren der Lethargie den Verein wachzurütteln. Das zieht fast zwangsläufig Ärger nach sich, weil es in Bochum schlicht ungewohnt ist.
Und wenn der Niederländer dann auch noch – live zu sehen im Internet – einen Medienvertreter verbal „abbürstet“, dann ist der Aufschrei groß. Schnell sucht man nach weiteren Ansatzpunkten. Ein Beispiel: Beim Donnerstagstraining leistete sich Simon Terodde im Trainingsspiel einen Stellungsfehler beim Pressing. Prompt entstand Gefahr für sein eigenes Team. Verbeek „tobte“ an der Linie und stellte die provokante Frage: „Simon, wo stehst du? Bist du dumm?“
Nach einem kurzen Gespräch mit seinem Stürmer schob der Trainer Terodde mal nach rechts, mal links, um ihm plastisch vor Augen zu führen, wie er sich die Laufwege vorstellt. Weil Terodde nach dem Training schnell in der Kabine verschwand, witterte das Umfeld Ungemach. Der Angreifer, der am Abend zuvor mit einem Doppelpack noch maßgeblich mit für den Heimerfolg sorgte, sagte später dann: „Es ist doch nichts passiert.“ Derweil stellte Verbeek fest: „Wenn ich so etwas mache, dann nicht um den Spieler zu ärgern, sondern um ihn zu verbessern.“
Der Trainer scheut auch nicht vor Selbstkritik. Weil Marco Terrazzino, Selim Gündüz, Timo Perthel und Thomas Eisfeld Wadenkrämpfe bekamen, stellte Verbeek fest: „Da muss ich meine Arbeit überprüfen, vielleicht haben wir in der Woche im Training zu viel gemacht.“