Es wäre ein durchaus branchentypischer Automatismus: Eine vermeintliche Spitzenmannschaft steht nach der Hinrunde am falschen Tabellenende - da wird im Winter entweder der Trainer gewechselt oder der Vorstand macht die Geldschatulle auf und beschafft neues hochkarätiges Personal.
Bei Borussia Dortmund hat man sich aber in den vergangenen Jahren emanzipieren können von so manchem Automatismus der aufgeregten Fußball-Branche. Trainer Jürgen Klopp sitzt trotz einer völlig verkorksten Hinrunde dank vergangener Erfolge nach wie vor fest im Sattel. Und personelle Auffrischungen für den Kader? "Wir brauchen schon Verstärkungen", sagt Klopp. Doch die müssen nach Meinung des Trainers nicht unbedingt von außen dazukommen.
"Die meisten Jungs mussten ohne Vorbereitung oder mit ganz kurzer Vorbereitung oder aus einer Verletzungssituation heraus relativ schnell in diesen Dreitages-Rhythmus hinein", erklärt Klopp. "Dementsprechend konnten sie ihre Leistung nicht abrufen." Heißt im Umkehrschluss: Mit einer ordentlichen Winter-Vorbereitung könnte die Welt schon wieder ganz anders aussehen - und könnten Spieler, die weit unter ihren Möglichkeiten blieben, wieder gehobene Bundesliga-Tauglichkeit demonstrieren.
Zudem lässt der Trainer deutliche Skepsis erkennen, dass neue Spieler nach rund drei Wochen Vorbereitung mit der Mannschaft sofort eine große Hilfe sein könnten. "Bei aller Ernsthaftigkeit des Ganzen ergibt Aktionismus, einfach jemanden dazuzuholen, keinen Sinn", sagt Klopp. Eine klare Absage an Veränderungen ist dies allerdings nicht: "Inwiefern wir etwas verändern müssen, werden wir natürlich trotzdem besprechen", sagt der Trainer. "Ich habe gesagt: Wir holen nicht einfach jemanden dazu." Was nichts anderes heißt als: Es käme nur ein Neuer, wenn dafür ein anderer geht.
Doch beim BVB ist man kein großer Freund großer Veränderungen im Winter, in den vergangenen Jahren war nur die Rückholaktion von Nuri Sahin im Januar 2013 und die vorzeitige Verpflichtung von Milos Jojic ein Jahr später zu verzeichnen. "Einfach so jemanden zu holen, ist nicht wahnsinnig wahrscheinlich", sagt Klopp. "Sondern wir glauben daran, dass wir uns, wenn wir wieder auf gemeinsam auf dem Trainingsplatz stehen, etwas erarbeiten können, was uns zu einem unangenehmeren Gegner macht, als wir es im Moment sind."