So wie sie im Profifußball an jeder Ecke passiert. Von außen betrachtet kann sich der Eindruck von grobem Undank einstellen. Vor 20 Monaten übernahm Peter Neururer den VfL in fast aussichtsloser Lage. Die Rettung war für viele fast schon wundersam. Peter Neururer genoss in der Stadt Heldenstatus. Zumal er ja schon einmal mit dem VfL äußerst erfolgreich unterwegs war. Gerade wirkliche Freunde des Vereins, die nicht ausschließlich auf die aktuellen Ergebnisse blicken, haben sich Momente von Dankbarkeit für solcherart Verdienste erhalten.
Doch es drängt sich auch der Eindruck auf, dass Peter Neururer die Entbindung von seinem Amt in den letzten Wochen mindestens billigend in Kauf genommen hat. Wer in diesem hierarchischen Gewerbe seine Vorgesetzten in der Öffentlichkeit derartig bloßstellt, der muss damit rechnen, dass die sich das nicht bieten lassen. Noch dazu in einer Lage, in der die anfänglich hergestellte Aufbruchstimmung schon wieder in die lähmende Resignationshaltung der letzten Jahre kippte. Neururers Aussage vor versammelter Presse nach dem 1860-Heimdebakel, er wisse sich auch keinen Rat mehr, ist vielleicht der Schlüssel zum Verständnis für diese rätselhafte Entfremdung binnen weniger Wochen.
Auf den Fußball bezogen bleibt der VfL-Kader einigermaßen unbegreiflich. Am Anfang gab es ja kaum jemanden, der sich nicht hingezogen fühlte zum frischen Auftreten des Teams, das kaum noch erinnerte an die leblosen Auftritte des Vorjahres. Endlich schien man die richtige Mischung gefunden und ewige Baustellen geschlossen zu haben. Und man konnte auch wieder sehen, was in Bochum auch im Stadion noch möglich ist. Mehr als 20.000 feierten das Team – und den Trainer – selbst nach Unentschieden in Serie. Natürlich musste die Enttäuschung groß sein, als sich das alles offenbar doch nur als Sturm im Wasserglas entpuppte. Nur wenige hatten vielleicht schon wieder mit dem Aufstieg kokettiert, schon mehr aber von einer wieder besseren Zukunft. Davon ist nicht mehr viel geblieben. Einige Auftritte der letzten Wochen waren blamabel, auch wenn Neururer das anders gesehen hat. Auch besteht das Team aus vielen bestens ausgebildeten, durchaus bereits erfolgreich agierenden Kräften, von denen eigentlich mehr kommen müsste als zuletzt. Dass dies nicht der Fall war, liegt im Verantwortungsbereich von Peter Neururer. Und wenn er sich „keinen Rat“ mehr weiß, dann ist es sicherlich besser, wenn ein anderer versucht, mit dem Problem fertig zu werden.
Was beide Seiten um Himmelswillen vermeiden sollten, wäre eine unwürdige Schlammschlacht, ein elendes Hin und Her der Schuldzuweisungen. Der VfL und Peter Neururer sind einen langen Weg miteinander gegangen, es waren nicht die schlechtesten Jahre der Vereinsgeschichte. Deshalb ist man es sich gegenseitig schuldig, jetzt mit Anstand und Würde einen Schlussstrich zu ziehen und nicht in bornierter Rechthaberei zu verharren. Das hätten der Klub und seine treuen Fans nicht verdient.