Aufsichtsrat, Vorstand, Trainerstab, Mannschaft und Lizenzspieler friedlich an Stehtischen, ein leckeres Buffet und ein musikalischer Querschnitt von Helene Fischer bis Hip Hop. Neutrale Betrachter hätten bei der guten, harmonischen Stimmung zwangsläufig den Eindruck gewonnen, dass zumindest die menschlichen Beziehungen beim VfL völlig intakt sind.
Das überrascht, denn die Wirklichkeit sieht anders aus. Hätte man den Aufsichtsratsvorsitzenden Hans-Peter Villis nicht mit Kapitän Andreas Luthe in einen anderen Raum zu einem Vier-Augen-Gespräch verschwinden sehen, dann könnte man meinen, dass sich – wenn überhaupt – die Probleme nur im sportlichen und ökonomischen Bereich befinden.
Der Weihnachtsmonat – Frieden auf Erden? Nicht an der Castroper Straße. Seit der 0:3-Heimspielklatsche gegen den TSV 1860 München sind Wunden aufgerissen, die zur Stunde als nicht heilbar erscheinen. Unbedachte Äußerungen in der Öffentlichkeit haben dazu geführt, dass zwischen Aufsichtsrat und Vorstand auf der einen und Trainer Peter Neururer auf der anderen Seite Gräben entstanden sind, die man nicht mehr zuschütten kann.
Unheilbare Wunden entstanden Es würde Öl ins Feuer gießen, die Ungereimtheiten der Monate November und Dezember noch einmal aufzuwärmen – dafür würde auch der Platz nicht reichen. Und während der Zwist, den Luthe mit seiner Verbalklatsche in Richtung Villis auslöste, schon bereinigt scheint, ist das Tischtuch zwischen Villis/Hochstätter und Neururer definitiv zerschnitten. Zur Stunde steht fest, dass der im Sommer auslaufende Vertrag des Trainers nicht über den 30. Juni 2015 verlängert wird.
Wer beobachtet, dass die Kommunikation zwischen Sportvorstand Christian Hochstätter und Cheftrainer Neururer sich offensichtlich nur noch auf die Begrüßungsfloskeln minimalisiert hat, der weiß: Die Uhr beim VfL läuft für Neururer langsam ab. So ist es wahrscheinlicher denn je, dass Fußballlehrer Neururer, unabhängig von den kommenden Ergebnissen, dass Saisonende als Trainer des Traditionsklubs nicht mehr erlebt – zumal die letzten Auftritte seiner Mannschaft gegen 1860 München, in Ingolstadt und gegen St. Pauli nicht dazu angetan waren, seine Position als Cheftrainer nachhaltig zu stärken. Bei Eheleuten sagt man gemeinhin: Sie haben sich auseinander gelebt – genauso ist es beim VfL Bochum und Neururer.