30 Jahre ist es her, seit die ersten Stadionverbote für Fußballfans ausgesprochen worden sind. 1984 traf die Fans des FC Chelsea, die gefürchteten „Headhunter“, der kollektive Bann fürs Spiel beim FC Southampton. Wir berichten im „Thema der Woche“ auf den Seiten 16/17 über den Fall und wie heute der Umgang mit „Stadionverbotlern“ gehandhabt wird.
Warum das Thema aktueller denn je ist, verdeutlichten die Vorfälle am Dienstagabend in Dortmund. Mit ihren Knallern hatten die Knallköpfe aus dem Galatasaray-Block das Spiel zwischen dem BVB und Istanbul kurz vor dem Abbruch. Die Staatsanwaltschaft Dortmund ermittelt nicht nur wegen Landfriedensbruchs und Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz, sondern auch wegen versuchten Totschlags. Ein Irrsinn, bei dem man von Glück reden muss, dass es nicht zu noch Schlimmerem gekommen ist.
Beide Vereine müssen mit drakonischen Strafen rechnen. Der BVB mit einer Geldbuße, weil dem Ordnungsdienst trotz penibler Kontrollen ein ganzes Arsenal an Feuerwerk durchgegangen ist. Und Galatasaray droht der Ausschluss seiner Zuschauer für Auswärtsspiele, obwohl in Dortmund der größte Teil der Fans nicht aus Istanbul, sondern aus dem Ruhrgebiet oder der Umgebung kam.
Was lehren uns diese Vorfälle? Dass Fußball und Gewalt schon immer – zumindest seit drei Jahrzehnten – zusammen gehören? Dass die Hardliner in der Politik und bei der Polizei doch recht haben, weil Gewalttäter dem Spiel nachhaltig schaden und deshalb für immer von ihm ausgeschlossen werden müssen?
Auch in der RevierSport-Redaktion ist die Haltung gegenüber Fans, die jetzt nicht gerade bei Popcorn und Eis im Familienblock sitzen, sondern von Krawall umd Remmidemmi sich zumindest angezogen fühlen, gespalten. Wir haben die Fundis, für die gemäß dem Utracredo Pyrotechnik zur Fankultur gehört und die dennoch wissen, dass das Zeug bei unsachgemäßem Gebrauch gefährlich ist. Und wir haben die Realos, die sagen: Das ist verboten!
Keiner von uns will Verhältnisse wie in England, wo sich nur noch Leute mit Geld den Stadionbesuch leisten können und die Stimmung tot ist. Mit jedem Spiel mehr aber, in dem die Fans außer Kontrolle geraten, werden sich die strengen Sittenwächter bestätigt fühlen und ihre Forderung nach einem „sauberen“ Stadion durchsetzen. Mir graut es davor, dass in Zukunft Spiele wie neulich Deutschland gegen Irland auf Schalke, wo 50.000 Zuschauer eine Atmosphäre wie bei einer Butterfahrt verströmten, zur Regel werden. Ich saß aber auch nicht am Dienstag in der Nähe der Idioten mit den Galatarasay-Trikots.