Beim Fußball-Zweitligisten FC St. Pauli siegte das in der Bundesliga kriselnde Team von Trainer Jürgen Klopp am Dienstagabend durch Treffer von Ciro Immobile, Marco Reus und Shinji Kagawa mit 3:0 (2:0).
Wer auf der digitalen Stadionanzeige über dem Logo der Gastmannschaft nicht deren Vereinsnamen schreibt, sondern immer noch „Gäste”, der hat einen Faible für Traditionen und damit auch für Brettspiele. Einen solchen Klassiker wandelte die PR-Abteilung des FC St. Pauli vor dem DFB-Pokal-Zweitrundenspiel gegen Borussia Dortmund ab: Auf der ersten Seite des Stadionheftchens hatten Grafiker die Köpfe der beiden Trainer Jürgen Klopp und Thomas Meggle auf Spielfiguren gesetzt und dazu getitelt: Kloppo, ärgere dich nicht. Klopps Spieler wollten darauf aber nicht hören: Mit dem 3:0 (2:0)-Sieg über den Zweitligisten ließen die Dortmunder zumindest für einen Abend mal die seit Wochen anhaltende Misere in der Fußball-Bundesliga in Vergessenheit geraten.
Den Erfolg am Millerntor erlebten zwei BVB-Asse nur vor dem Fernseher: Klopp empfahl Pierre-Emerick Aubameyang und Ilkay Gündogan, daheim die Füße hochzulegen. Der BVB-Trainer stellte mal wieder reichlich um, personell und taktisch. Langerak kam ins Tor, Sokratis verteidigte rechts, davor bildeten im 4-3-2-1-System Sebastian Kehl, Kevin Großkreutz und Henrikh Mkhitaryan eine Reihe von Abfangjägern. Vorne wirbelten diesmal Marco Reus, Shinji Kagawa und Ciro Immobile.
Wie befürchtet hatte der BVB ein Hamburger Abwehrbollwerk zu knacken. Mitch Langerak musste jedenfalls seine Anwesenheit zunächst nur einmal rechtfertigen, als er nach einer Ecke gegen Sören Gonther (34.) stark parierte. Ansonsten machten die Borussen mit den Gastgebern, was sie wollten. Die Außenverteidiger Durm und vor allem Sokratis schalteten sich immer wieder erfolgreich in die Offensive ein, Hummels hatte mit einem Flachschuss (16. Minute) die erste Torchance. Auch Immobile war viel unterwegs, benötigt aber wohl noch eine Nachholstunde in Sachen Abseits. Dort befand er sich nämlich wie so viele Male laut der Schiedsrichter beim vermeintlichen Führungstreffer (18. Minute). Eine Viertelstunde später machte es der Italiener besser: Über Großkreutz, Reus und Kagawa landete der Ball bei Immobile, der zum 1:0 (33.) einschob. Kurz vor der Pause dann schon so etwas wie die Erlösung: Immobile wurde links steil geschickt und bediente Marco Reus - das 2:0 (44.).
Strapaziertes Nervenkostüm
Wer glaubte, die Führung müsste das arg strapazierte BVB-Nervenkostüm beruhigen, sah sich getäuscht. Gleich zu Beginn der zweiten Halbzeit bekam Langerak mehr zu tun als in den 45 Minuten davor: Beim Kopfball von John Verhoek (46.) war der Australier auf dem Posten, beim abgefälschten Schuss des Ex-Borussen Florian Kringe hatte der Dortmunder Schlussmann schlichtweg Glück (47.) und den schlimmen Fehlpass von Kevin Großkreutz (48.) vertändelten die Paulianer selbst.
Der BVB war anschließend schwer damit beschäftigt, die eigene Fehlerquote zu minimieren. Das Tor zum 3:0 gelang dennoch. Kagawa in Minute 86. So blieb es alles in allem bei einem Abend, an dem sich Jürgen Klopp über wenig ärgern musste.