Ilkay Gündogan hatte den einen schwarz-gelben Treffer per Elfmeter erzielt, aber es hatte zum großen Coup nicht gereicht. Der Nationalspieler war tief enttäuscht. Da wusste er noch nicht, dass ihm noch Schlimmeres widerfahren würde: Die gesamte letzte Saison fiel der Mann mit der Rückennummer 8 verletzungsbedingt aus.
Nun ist er wieder zurück. Am Samstag absolvierte er sein erstes Pflichtspiel seit mehr als einem Jahr und auch ein Einsatz heute Abend in der Königsklasse bei Galatasaray Istanbul ist gut denkbar. „Mir geht es gut, ich habe die Belastung gut verkraftet“, sagt er, „in Köln war es 70, 80 Minuten richtig gut mit der Luft. Mal sehen wie es nun aussieht.“
Ein Einsatz gegen den türkischen Spitzenklub wäre für Gündogan aber nicht nur wegen seiner langen Königsklassenabstinenz etwas Besonderes. Denn das Spiel findet in dem Land statt, in dem der gebürtige Gelsenkirchener seine Wurzeln hat. Erstmals spielt er vor großer Kulisse in der Türkei. „Natürlich wird das ein sentimentaler Abend sein“, sagt der junge Mann, der am Freitag 24 Jahre alt wird. Er verfolgt die türkische Liga, schaut sich immer die wichtigen Istanbuler Derbys an, war im vergangenen Jahr sogar live im Stadion dabei. Und als Galatasaray im Jahre 2000 den Europapokal gewann, „habe ich mich für Gala und den türkischen Fußball gefreut“.
Sätze wie dieser dürften in der Türkei durchaus erfreut zur Kenntnis genommen werden. Denn es gab mal eine Zeit, in dem nicht wenige Türken ihrem Landsmann vorwarfen, seine Wurzeln vergessen zu haben. Das war, als Gündogan sich entschied, nicht für die türkische Fußball-Nationalmannschaft, sondern für die deutsche spielen zu wollen. Damals erlebte er Anfeindungen und Vorwürfe. Es war eine schwierige Zeit, die aber nun weit hinter ihm liegt und heute Abend keine Rolle spielen soll.
Für Gündogan und den BVB geht es nur darum, wieder in die Erfolgsspur zu finden. „Für das Ergebnis des Spiels werden wir einen großen Beitrag leisten“, sagt er, „es ist unglaublich, an wie vielen Gegentoren wir selbst beteiligt waren. Das ist nicht unser Anspruch.“ Der Anspruch in Istanbul ist ein Sieg, um schon fast für das Achtelfinale planen zu können. Und ab dort ist dann – auch wenn es derzeit nicht danach aussieht - immer alles möglich. Ilkay Gündogan weiß das. Er stand schon einmal in einem Finale.