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Schlipper gesteht Doping mit Captagon
"In Duisburg musste man nur zum Masseur gehen"

Schlipper gesteht Doping mit Captagon
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Als erster Spieler hat der Ex-Profi Günter Schlipper die Einnahme des Aufputschmittels Captagon gestanden. Der ehemalige Bundesliga-Trainer Peter Neururer hat damit in der Diskussion um Doping im Fußball weitere Unterstützung erhalten. Schlipper, der in den Jahren 1989 und 1990 unter Neururer bei Schalke 04 gespielt hat, räumte gegenüber dem Hamburger Abendblatt die Einnahme verbotener Stimulanzien ein.

Er habe das Aufputschmittel Captagon in seiner Zeit als Spieler beim MSV Duisburg (1983 bis 1985) "ein- oder zweimal ausprobiert", sagte der heute 44-Jährige.

Captagon habe damals unter den Spielern die Runde gemacht, so Schlipper weiter: "In Duisburg musste man nur zum Masseur gehen. Das war ein älterer Herr, der auch bestens beim DFB bekannt war." Schlipper ist heute Trainer beim nordrheinischen Landesligisten SV Adler Osterfeld. Unterdessen forderte Professor Wilfried Kindermann, früherer Chefmediziner des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Konsequenzen gegen Peter Neururer und sieht Probleme für dessen Zukunft als Trainer. "Wenn er mitbekommen hat, dass Spieler Captagon nahmen, hat er sich schuldig gemacht. Er hätte dies melden müssen. Und es ist ein Hammer, wenn er sagt, Ende der 80er Jahre hätten 50 Prozent der Spieler dieses Mittel genommen. Das wird er nicht beweisen können", sagte der langjährige Chefarzt der deutschen Olympiamannschaft dem sid nach Neururers Doping-Vorwürfen.

Kindermann sieht den DFB gefordert, der Neururer bereits schriftlich gebeten hat, Namen und Fakten zu nennen. "Da muss der DFB einschreiten. Und ich sehe noch von anderer Seite was auf Peter Neururer zukommen. Auch Schalke 04 darf sich solche Unterstellungen nicht gefallen lassen."

Der Chef des Instituts für Sport- und Präventivmedizin an der Universität des Saarlandes hatte als Nachfolger von Heinz Liesen nach dem deutschen WM-Sieg 1990 die Betreuung des DFB-Teams übernommen. "Zu meiner Zeit wurde ich nie von Spielern nach Dopingmitteln gefragt, und ich hatte nie das Gefühl, dass da was an mir vorbeiläuft", sagte der frühere Europameister mit der deutschen 4x400-m-Staffel. Dass bereits in den 80er Jahren in der Bundesliga auf Captagon kontrolliert wurde, steht für ihn fest. "Amphetamine und Stimulanzien standen als klassische Dopingsubstanzen nach Olympia 1972 in München auf der Liste der verbotenen Substanzen. Egal ob beim damaligen Deutschen Sport-Bund oder beim DFB."

Kindermann sagte: "An systematisches Doping in den 80er Jahren zu glauben, fällt mir schwer." Doch er machte deutlich: "Fußball ist keine dopingfreie Zone. Aber die Chance, erfolgreich zu dopen, ist hier geringer als beispielsweise im Radsport, wo Captagon bei einer Bergetappe eine Reihe von Plätzen bringen kann."

Diese Stimulans mache aggresiv und bissig, damit könne ein Fußballer durchaus bis zur Erschöpfung an der Linie entlang laufen. Die Ermüdung werde ohne Zweifel hinausgezögert.

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