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Karl-Heinz Marotzke
Ex-Schalke-Coach ist Afrika-Experte

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Karl-Heinz Marotzke: Ex-Schalke-Coach ist Afrika-Experte
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Günter Siebert war ein Mann der Tat. Ganze 136 Tage saß Karl-Heinz Marotzke vom Sommer bis zum Herbst 1967 auf der Trainerbank der Königsblauen.

Dann hat ihn Schalkes Präsident nach einer 1:2-Niederlage bei Borussia Dortmund wieder entlassen. Günter Brocker, Sieberts langjähriger Freund und ehemaliger Mitspieler aus der Meistermannschaft von 1958, wurde sein Nachfolger. Marotzkes Bundesligakarriere war damit noch unverhoffter zu Ende, als sie begonnen hatte.

Geschadet hat ihm der Rausschmiss nicht. Marotzke packte seine sieben Sachen und wurde Handlungsreisender in Sachen Fußball. „Als ich von Schalke wegging, habe ich mich dreimal hintereinander mit afrikanischen Mannschaften für die Olympiade qualifiziert. Ich habe mit Ghana 1968 und 1972 und mit Nigeria 1976 an den Fußballturnieren teilgenommen“, zählt er auf. Und ist stolz auf seine Erfolge. „Insofern muss ich Siebert eigentlich bis heute dankbar sein, dass er mich damals entlassen hat. Sonst hätte ich all das doch nicht erlebt.“

Blatter nahm ihn als Entwicklungshelfer

Seine Qualitäten blieben auch der FIFA nicht verborgen. 1975 trat ein gewisser Herr Joseph Blatter als Direktor der FIFA-Entwicklungsprogramme in den Dienst des Fußballweltverbandes. „Weil er wusste, dass ich gut Englisch und Französisch spreche, hat er mich gefragt, ob ich diese Entwicklungsprogramme nicht für die afrikanischen Länder durchführen möchte“, erinnert sich Marotzke. Augenzwinkernd fügt er hinzu: „Dann stellte er fest, dass mein Spanisch auch nicht schlechter ist und hat mir die ganze Welt gegeben.“

Inzwischen ist der Rheinländer mit Querverbindungen ins Revier längst per Du mit dem FIFA-Präsidenten. Und kennt natürlich die Diskussionen um seinen Chef. „Wenn man so hoch fliegt, wie er, dann hat man auch viele Neider“, weiß Marotzke. „Aber niemand soll vergessen, dass er es war, der den Fußball weltweit zur beliebtesten Sportart gemacht hat. Er hat den Fußball in allen Facetten gefördert. Längst ist es fast überall auf der Welt normal, dass auch Frauen Fußball spielen, dass in der Halle Fußball gespielt wird und das selbstverständlich auch behinderte Menschen Fußball spielen können. Das ist sein Verdienst.“

Vorträge in 168 Ländern

Ein kleiner Anteil daran gebührt sicherlich dem ehemaligen Schalker Coach. „Ich habe in 168 Ländern für die FIFA Kurse zu dem Themenbereichen Training, Fußballadministration, Schiedsrichterwesen und Sportmedizin abgehalten“, rechnet Marotzke durch. Und fügt an: „Durch die Neuorganisationen der Länder wären es nach dem heutigen Stand sogar 192 Länder.“ Noch immer arbeitet der 80-Jährige für die FIFA. Als Stadioninspekteur schaut er sich die baulichen Begebenheiten der Spielstätten dieser Welt an. „Facility Consulting“, nennt man das heute“, sagt Marotzke. Ans Aufhören denkt er noch nicht. Bei der WM in Brasilien war er ebenso aktiv wie vier Jahre zuvor in Südafrika. Die deutschen Stadien seien mit die besten auf der Welt. Insbesondere für die Arena in Gelsenkirchen hat der Fachmann ein ganz dickes Lob parat. „Nach dem Sapporo Dome in Japan ist die Veltins-Arena in Gelsenkirchen immer noch die Nummer zwei auf dem Globus“, weiß Marotzke. „Da können auch das Stadion Maracana in Rio de Janeiro und das Bernabeu in Madrid nicht mithalten.“

Seit mehr als drei Jahrzehnten lebt der rüstige Unruheständler in der nigerianischen Hauptstadt Abuja. Nur in den spielfreien Zeiten kommt er zum Familienbesuch nach Deutschland. Längst hat er sich an den Rhythmus des Lebens dort gewöhnt. „In Afrika zu leben erfordert ein hohes Maß an Anpassungsvermögen. Es ist eine ganz andere Welt. Aber ich liebe die Musik und die Menschen dort.“

Deshalb will er auch seinen Lebensabend dort verbringen. „Ganz zurückkommen kann ich doch auch gar nicht mehr“, lacht er. „Meine Generation ist entweder tot, oder arbeitet nicht mehr. In Afrika aber zählt noch die Vaterfigur und die natürliche Autorität gegenüber älteren Menschen.“

Jeder halbwegs talentierte Spieler wird verscherbelt

Die Entwicklung im afrikanischen Fußball betrachtet er dennoch durchaus kritisch. „Wenn wir über den Fußball in Afrika sprechen, dann sprechen wir eigentlich nur über Westafrika“, meint Marotzke. „Das sind die Länder Nigeria, Kamerun, Ghana und die Elfenbeinküste.“ Im Norden Afrikas sei eher der mediterrane Fußball beheimatet. Dauerhafter Erfolg sei nur über den Aufbau einer hochwertigen Liga möglich. Aber genau dort beginnt das Problem. Jeder halbwegs talentierte Spieler werde sofort gescoutet und verscherbelt. „Ich kenne viele Jugendliche, die bekommen mit 16 Jahren einen Vertrag und sitzen dann irgendwo in Zypern auf der Bank. Aber die erhalten dort 400 Dollar dafür im Monat und das ist für diese Jungs ein erheblicher sozialer Aufstieg. Deshalb machen die das. Das ist menschlich nachvollziehbar, aber für die sportliche Entwicklung ist das natürlich eine Katastrophe.“ Dass eine afrikanische Mannschaft Weltmeister wird, sei für ihn daher auf absehbare Zeit auch kaum im Bereich des Vorstellbaren.

Zudem sei das Disziplinproblem nicht so einfach aus der Welt zu bekommen. „Auch, wenn es politisch sicher nicht korrekt ist. Aber am erfolgreichsten habe ich deshalb immer da gearbeitet, wo es damals, wie in Nigeria, eine Militärregierung gab.“

Trotz der Entfernung ist er über das Geschehen in der Bundesliga nach wie vor bestens informiert. „Im heutigen Internetzeitalter bist du ja auch in Afrika ganz nah dran. Da verpasse ich fast gar nichts. Im Fernsehen und im Netz verfolge ich die Spiele und vor allem natürlich meiner Schalker. Vor allem die legendären Rundfunkreportagen des WDR lasse ich mir selten entgehen.“

Seine nächste längere Dienstreise wird ihn nach Russland führen. „Mit aller Vorsicht bei den derzeitigen politischen Entwicklungen, werde ich eine Inspektionsreise dorthin unternehmen, um den Ist-Zustand und die Fortschritte der FIFA-Stadien vor der WM 2018 zu prüfen“, nickt Marotzke. Bevor er im September wieder in seine Wahlheimat geflogen ist, stattete er Borussia Dortmund und den Knappen einen Besuch ab. Besonders seine ehemaligen Königsblauen haben es ihm immer noch angetan. „Einmal Schalker, immer Schalker, sag man ja. Da ist etwas dran“, findet Marotzke.

Trainer von Nigbur, Fichtel und Kreuz

Von seinen ehemaligen Spielern hat er besonders zu Friedel Rausch bis heute Kontakt. „Als er in der Schweiz gearbeitet hat, haben wir und oft gesehen. Obwohl er ebenfalls eine ganz erfolgreiche Trainerkarriere hingelegt hat, sagt er immer noch Trainer zu mir, wenn wir uns mal sehen. Und darauf bin ich stolz. Der Titel Trainer ist wichtiger als Sir oder Doktor. Im Ruhrgebiet ist das doch wie ein Ritterschlag.“

Er habe seinerzeit mit Norbert Nigbur, Friedel Rausch, Klaus Becher, Klaus Fichtel, Manfred Kreuz und Klaus Senger eine richtig gute Mannschaft gehabt. „Wir hätten nur noch etwas Zeit gebraucht“, blickt Marotzke auf seine Zeit bei den Königsblauen vor nunmehr 47 Jahren zurück. In der Saison zuvor hatte S04 nur mit Mühe die Klasse gehalten. Aber mit der Geduld war das damals in Gelsenkirchen so eine Sache.

Beschweren will sich Marotzke dennoch nicht. Und er weiß auch, warum. Denn eigentlich war er vom legendären Fritz Szepan lediglich als Jugendtrainer verpflichtet worden. „Als er dann nach dem Weggang von meinem Vorgänger Fritz Langner so schnell keinen Trainer für die Profis finden konnte, sollte ich die Truppe auf den damals erstmals ausgespielten Intertoto-Cup vorbereiten und durfte dann bleiben“, verrät Marotzke. Bis Siebert Präsident wurde und ihn rasierte.

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