Besonders wenn etwa Union Berlin zum VfL Bochum reisen muss, wird die Anstoßzeit um 20.15 Uhr zum Wochenbeginn zum Ärgernis. Rot-Weiss Essen soll jetzt sein Äquivalent zu einer solchen Reise erhalten.
Das Gastspiel beim SV Rödinghausen wurde auf Montag, 29. September um 19.30 Uhr verlegt. Die Essener, die dieses Spiel sehen wollen, müssten dementsprechend die für sie weiteste Anreise der Saison (knapp 180 Kilometer) an einem Werktag auf sich nehmen. Ohne Urlaub zu nehmen, ist das für die meisten nicht zu schaffen.
Die Fan- und Förderabteilung von RWE hat diese Ansetzung in einem vom Vorsitzenden Karsten Plewnia unterzeichneten Offenen Brief an Verbandspräsident Hermann Korfmacher kritisiert. Darin heißt es unter anderem: „Der von Ihnen zu Recht proklamierte FairPlay-Gedanke gilt nicht nur im Stadion, sondern auch im alltäglichen Miteinander. Von einem von Ihnen selbst geforderten ‚harmonischen Zusammenspiel der beteiligten Vereine, Schiedsrichter, Behörden, Sicherheitskräfte und Medien mit dem Westdeutschen Fußball- und Leichtathletikverband‘ ist in dieser Angelegenheit nichts zu sehen.“
ZIS hat den Termin vorgegeben
Hermann Korfmacher, den RS am Mittwoch erreichte, gab zunächst an, den Brief noch nicht gelesen zu haben. Er bestätigte aber auf Anfrage, dass die FFA mit ihrer Vermutung richtig liegt, dass die Verlegung aus Sicherheitsgründen erfolgt sei. Die Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) habe den Termin vorgegeben.
Im Offenen Brief widerspricht die FFA der Einschätzung, das Spiel Rödinghausen gegen Essen sei ein Risikospiel. Auch der geschäftsführende 1. Vorsitzende von RWE hat kein Verständnis für diese Entscheidung. „Es gibt keinen Grund, hier von einem Risikospiel zu sprechen“, erklärte Dr. Michael Welling, der sich ärgert, dass das Spiel auch noch außerhalb des Rahmenterminkalenders angesetzt wurde. Dass die ZIS einem Bericht der WAZ zufolge darauf verwies, eine Großveranstaltung in der Nähe würde zu viele Polizeikräfte binden, ist für Welling die Krönung. Schließlich geht es in diesem Fall um das Zwiebelfest in Bünde. „Das ist für mich Realsatire“, sagte Welling.
Korfmacher gab zu Bedenken, dass die Polizei „sehr sensibel“ in Bezug auf mögliche Gefahr bei Fußballspielen reagiere. Der jüngste Versuch eines Kabinensturms nach der 2:4-Niederlage gegen den FC Kray sei auch von den Ordnungshütern aufmerksam registriert worden. In Bezug auf den Plan von Innenminister Ralf Jäger, den Fans künftig mehr Vertrauen entgegenzubringen und die Polizeipräsenz zu verringern, erklärte Korfmacher: „Wir sind noch nicht soweit.“
Dass das Spiel gegen Rödinghausen noch einmal verlegt wird, ist unwahrscheinlich. Der Verbandspräsident hat aber immerhin versprochen, sich der Sache anzunehmen und eine offizielle Reaktion folgen zu lassen. Vielleicht funktioniert die Kommunikation zwischen allen Beteiligten beim nächsten vermeintlichen „Risikospiel“ ja besser.