Thorsten Legat war in den achtziger Jahren ein prima Bundesligaspieler. Kraftstrotzend auf der linken Außenbahn hat er als Bochumer Junge eine formidable Karriere hingelegt, auf die er stolz sein kann. Ungefähr zeitgleich mit seiner sportlichen Laufbahn begann die Versiffung der Medienszene. Legat spielte in dieser die Rolle eines Büttels, von dem man irrwitzige Kommentare, sprachliche Beschränktheiten und satiretaugliche Zitate erwartete. Es begann die Zeit der Field-Reporter, die sich nach dem Spiel vor allem auf Legat stürzten, um dem armen Kerl Sprüche zu entlocken, die man heute noch googeln kann und die für die Karriere des jeweiligen „Journalisten“ von Vorteil waren.
Nach Ende seiner Profi-Laufbahn ist es um Thorsten Legat verständlicherweise ruhig geworden. Enge Freunde irritierte er immer mal wieder mit vermeintlichen Tatsachen. Mal fuhr er einen grandiosen Sportwagen, mal wäre er demnächst bei diesem oder jenem Verein groß im Geschäft. Immer lief es bestens. Zuletzt kochte er mit anderen D-Profis auf einem ganz traurigen TV-Sender, angeblich in der eigenen Küche.
"Natürlich hinter der Bezahlschranke von BILD+"
Nun hat er also ein Buch geschrieben. Der kreuzbrave Werkstatt-Verlag stellt es heute der Öffentlichkeit vor. Legat erklärt darin, dass sein Vater ihn vor 35 Jahren geschlagen und missbraucht hat. Furchtbare Anschuldigungen, die sich nie restlos aufklären lassen. Vater Legat ist bereits verstorben.
Was daraus nun passiert, ist ein Schulbeispiel für die Abscheulichkeit des heutigen Medienschaffens. Legats tränenreiche Offenbarung findet natürlich hinter der Bezahlschranke von BILD+ statt. BILD hat ohnehin die „Exklusivrechte“ auf die schlimme Geschichte. Es folgen Talkshows, vermutlich weitere „Enthüllungen“, die ja nicht wirklich jemandem nutzen, mal abgesehen von der Vermarktung des Buches.
Wieder wird Thorsten Legat benutzt. Missbrauchsfälle sind schreckliche Geschehnisse. Sie lassen in die Untiefen der menschlichen Seele blicken. Traumatisierungen bleiben oft ein ganzes Leben. Ob sie durch Veröffentlichung in der BILD-Zeitung kuriert werden können, ist noch nicht erforscht.
Dass ausgerechnet diejenigen, die mit dem Spieler Thorsten Legat ihren Schabernack trieben, die ihn bloßstellten und dem öffentlichen Gespött preisgaben nun seine Anwälte sein wollen und mit schleimigen Berichten sein schlimmes Schicksal beklagen, das ist, tut mir leid, ekelhaft.
Thorsten Legat hat sich mal wieder die falschen Freunde gesucht. Der Missbrauch geht weiter.