Im Lohrheidestadion war es soweit, als es RWE vollbracht hatte, in Überzahl eine 1:0-Führung zu verspielen. Überraschenderweise hatte dieser Gesang allerdings genau den erwünschten Effekt. Die Essener kämpften und machten am Ende aus einem 1:2 noch ein 3:2. Nach dem Spiel durfte deshalb doch noch mit den Fans gefeiert werden.
Warum RWE nach einer ansprechenden ersten Hälfte, in der Bochums Selim Gündüz die Rote Karte gesehen und Marcel Platzek die Führung besorgt hatte, plötzlich das Spiel aus der Hand gab, vermochte auch Marc Fascher nicht recht zu sagen. „Ich habe es unter der Woche etwas geahnt“, sagte der RWE-Trainer aber nachher. Schon im Training habe er bemerkt, dass ein wenig der Zug fehlte – in der zweiten Hälfte gegen den VfL II war Ähnliches zu beobachten. Plötzlich wirkte die Mannschaft konfus. Über 90 Minuten konnte Rot-Weiss erneut nicht überzeugen. „Dass wir das Spiel zwischenzeitlich aus der Hand gegeben haben, geht gar nicht“, fand auch Platzek.
Doch wie bisher die gesamte Saison von Rot-Weiss Essen ihre Aufs und Abs hatte, hatte sie auch dieses Spiel. Durch einen Distanzschuss von Daniel Grebe und das Last-Minute-Tor von Platzek holte die Fascher-Elf doch noch drei Punkte. Der Siegtorschütze stellte nachher fest: „In der letzten Saison hätten wir dieses Spiel nicht mehr gewonnen“ und freute sich darüber, dass so viel Qualität auf der Bank sitzt, um im Laufe einer jeden Partie nachlegen zu können.
"Wir haben Bock auf dieses Derby"
Den Unterschied machte aber doch in erster Linie wieder der Torjäger. Bevor der den Gang in die Kabine antreten konnte, wollte sich noch jemand besonders bei ihm bedanken. Sportvorstand Dr. Uwe Harttgen nahm ihn erst einmal den Arm und drückte ihm ein Küsschen auf den Kopf. „Ich habe ihm schon angekündigt, dass ich das irgendwann machen werde“, erklärte Harttgen lachend. In Wattenscheid konnte der 50-Jährige nun nicht mehr an sich halten.
In Essen lebt die Hoffnung darauf, dass dieser spät erkämpfte Sieg einen Schub mit sich bringt, den RWE eine Woche vor dem wichtigen Spiel gegen Rot-Weiß Oberhausen auch gut gebrauchen kann. „Wir haben Bock auf dieses Derby“, betonte Platzek, der auf eine noch größere Kulisse als gegen Alemannia Aachen hofft.