Kaum wirbelten Ciro Immobile und Pierre-Emerick Aubameyang im Testspiel bei Rot-Weiss Essen als Doppelspitze, schon werden die beiden als Traumduo gefeiert.
Es war interessant zu beobachten, dass Jürgen Klopp an der Hafenstraße ein weiteres System einüben ließ. Die Borussen agierten in einem 4-4-2 und machten damit mächtig Dampf. Gleich fünf Tore fielen in der ersten halben Stunde. Eine gute Bilanz – wenn auch gegen ein Regionalligateam. „Das haben wir seit einer Ewigkeit nicht mehr gespielt“, wusste Klopp, der das 4-4-2 in seiner Anfangszeit in Dortmund regelmäßig nutzte.
Wie es scheint, wird das Spiel des BVB in Zukunft deutlich variabler werden. In den vergangenen Jahren liefen die Borussen üblicherweise im 4-2-3-1 auf und wurden damit zwei mal deutscher Meister und einmal DFB-Pokal-Sieger. Nach und nach gewöhnten sich die Gegner aber an das Spiel der Schwarzgelben, die Mannschaft von Klopp bekam zunehmend Probleme, gerade auch gegen tiefstehende Mannschaften. In der vergangenen Saison stellte Klopp regelmäßig auf ein 4-1-4-1-System um und opferte einen Sechser zugunsten eines zusätzlichen Offensivspielers. Eine Variante, die gut funktionierte und auch für die Zukunft eine Option ist.
Weniger gut fuktionierte das Experiment mit einem 4-3-3. Im DFB-Pokalfinale gegen Bayern München probierte Klopp diese Formation aus, hatte damit aber keinen Erfolg. Die Offensive lahmte in der ungewohnten Aufstellung. Deutlich wahrscheinlicher, dass das 4-4-2 in der neuen Saison regelmäßig bei den Schwarzgelben zu beobachten sein wird.
BVB ist weniger ausrechenbar
Das Spiel des BVB wird sich durch die Neuerwerbungen im Sturm zwangsläufig verändern. Sollte Immobile als einzige Spitze auflaufen, muss Klopp das Spiel seiner Mannschaft anpassen. Denn der Italiener ist ein anderer Stürmertyp als sein Vorgänger Robert Lewandowski. Er lässt sich seltener ins Mittelfeld fallen und fungiert weniger als Ballverteiler, denn als klassischer Torjäger, der mit rechts und mit links gefährlich ist und sowohl im Strafraum als auch aus der Distanz Tore schießen kann. Nicht unwahrscheinlich allerdings, dass er im Sturm Gesellschaft bekommen wird. Im 4-4-2 könnte Immobile gemeinsam mit einem zweiten Stürmer agieren. Der Kolumbianer Adrian Ramos wäre eher der Typ Lewandowski, wenn auch nicht auf dem gleichen Niveau, Dong-Won Ji kann zudem auch als Flügelspieler agieren. Durch die drei grundverschiedenen Stürmer, die Sportdirektor Michael Zorc verpflichtet hat, wird der BVB im Angriff weniger ausrechenbar. Lewandowski war zwar ein überragender Spieler, aber seine Aufstellung angesichts der mangelnden Konkurrenz auch alternativlos. Julian Schieber wurde deswegen an Hertha BSC abgegeben, Marvin Ducksch zunächst für ein Jahr an den Bundesliga-Aufsteiger SC Paderborn ausgeliehen, um Spielpraxis zu sammeln.
Der Umbruch im Sturm bringt zwar Risiken mit sich, aber auch Chancen. Durch die Vielfalt an Systemen, die Klopp spielen lassen kann, ist Dortmund schwerer ausrechenbar, die Gegner können sich nicht mehr so leicht auf die Borussen einstellen. Vielleicht wird das der große Trumpf im Kampf um die Spitzenplätze.