Geboren in Gelsenkirchen-Schalke, aufgewachsen an der Kurt-Schumacher-Sraße mit Blick auf die Glückauf-Kampfbahn – da war klar, wohin die Liebe fallen würde. Am 23. September 1964 trat Bodo Menze dem FC Schalke als Elfjähriger bei und bis heute ist er mit dem Werdegang der Königsblauen vom „kleinen Popelverein“, wie es Ex-Manager Rudi Assauer einmal ausdrückte, zu einem Konzern mit über 400 Mitarbeitern und 200 Millionen Euro Umsatz eng verbunden.
Menze gilt als Vater der „Knappenschmiede“, seit er die brachliegende Nachwuchsarbeit seit 1991 nach und nach mit einem immer größer werdenden Team professionalisierte.
Bodo Menze, acht Spieler aus dem eigenen Stall haben in der vergangenen Saison bei den Profis gespielt und die U19 greift erneut nach der Deutschen Meisterschaft. Wie groß ist Ihr Verdienst daran, dass die „Knappenschmiede“ in Deutschland als Vorzeigemodell für gelungene Nachwuchsarbeit gilt? So etwas ist ja keine One-Man-Show. Ich habe einen gewissen Anteil an diesem Erfolg, da ich in diesem Bereich 23 Jahre lang tätig war, aber solch ein Projekt ist immer das Ergebnis von vielen guten Leuten, die mit Herzblut dabei sind: Manni Dubski, den ich 1992 geholt habe und der 16 Jahre lang die B-Jugend trainiert hat, oder Norbert Elgert, der 1996 aus Schermbeck kam und natürlich unser Torwartcoach Lothar Matuschak, aber auch alle anderen. Die Nachwuchsabteilung ist doch die Seele des Klubs: dort wächst alles, auf das nahezu alles Weitere aufgebaut ist.
Bedauern Sie nicht, dass Sie jetzt, da die Knappenschmiede in aller Munde ist, nicht mehr für Sie verantwortlich sind? Nein, es war ja mein eigener Wunsch, mich dort zurückzuziehen, um mich auf die anderen Tätigkeiten für Schalke konzentrieren zu können. Ende des vergangenen Jahres habe ich das Gespräch mit dem Vorstand gesucht und darum gebeten, mich in gewisser Weise zu entlasten, weil sich im Laufe der Jahre unglaublich viele Aufgaben summiert haben. Ich bin aber nicht weg, sondern als Schalkes Mann für die internationalen Beziehungen und Schnittstelle zu den Verbänden nur woanders.
Wie sah es auf dem Vereinsgelände aus, als Sie 1991 angefangen haben? Wir hatten damals ja nur das Parkstadion und einen Aschenplatz. Dann kam der neue Vorstand mit Rudi Assauer, Josef Schnusenberg und Peter Peters, die professionelle Strukturen in den Verein und damit auch in die Nachwuchsarbeit gebracht haben. Für mich war anfangs die Kooperation mit der Gesamtschule Berger Feld wichtig, um Schul- und Fußball-Ausbildung enger zu koordinieren. Daraus ist in Kooperation mit unserem Fußball-Internat die DFB-Eliteschule des Fußballs und inzwischen die Sportschule NRW entstanden. Und auf unserem Vereinsgelände, das in den vergangenen Jahren unheimlich gewachsen ist, gibt es im Vergleich zu anderen großen Klubs ein ganz wichtiges Alleinstellungsmerkmal.
Welches denn? Während zum Beispiel in Dortmund und Leverkusen, aber auch in Barcelona, Mailand, Chelsea und Arsenal die Nachwuchsleistungszentren allesamt teils weit außerhalb des Stadions angesiedelt sind, haben unsere Jungs bei jedem Training hier den Blick auf die Arena. Das ist von der Motivation her ein ganz hoch einzuschätzendes Kriterium, wenn man immer sieht, wohin der Weg im besten Fall führen kann.
Mit dem Bau des Kleinstadions für die U23 bis zur U17 lässt sich Schalke aber ganz schön Zeit... Das hat seine finanziellen und organisatorischen Gründe. aber wir alle hoffen, dass dieses Projekt möglichst schnell startet. Mein Vertrag läuft noch viereinhalb Jahre, daher bin ich guter Dinge, dass ich das noch als Angestellter des FC Schalke miterleben werde.
Schalkes U19 wird auch in der kommenden Saison in der UEFA Youth League spielen. Vor einem Jahr wurde der neue Wettbewerb gerade von den deutschen Teilnehmern nicht mit Hurra aufgenommen. Wie sehen Sie Champions League der Junioren? Die kritische Haltung gegenüber der Youth League besteht in Deutschland, aber in den anderen Ländern scheint diese Problematik nicht vorhanden, sodass wir uns hier der demokratischen Mehrheit unterwerfen müssen. Für die Spieler ist die Youth League mit attraktiven Gegnern und lehrreichen Reisen zusammen mit der Profimannschaft ja auch eine tolle Geschichte. Allerdings ist die große Belastung nicht wegzudiskutieren. Gerade für unsere Jungs war das zusätzlich zur Bundesliga, dem DFB-Pokal und Westfalenpokal eine riesigen Herausforderung. Daher wäre mein Vorschlag, dass die Spieler, die in der Youth League am Ball sind, zumindest von Verbandslehrgängen befreit werden müssten.