Moritz Nicolas (eigene U17) soll in Zukunft dem Regionalliga-Kader angehören und Daniel Schwabke wird das Trikot mit der Nummer eins wohl abgeben müssen. Der Grund: Zu Wochenbeginn verpflichtete RWE Niclas Heimann. Der 23-jährige 194 Zentimeter große Schlussmann wechselt von Energie Cottbus an die Hafenstraße und soll, wie er im RS-Interview verriet, in Zukunft das rot-weisse Tor hüten. Wir unterhielten uns mit dem gebürtigen Engelskirchener über seine ereignisreiche Vergangenheit, inklusive eines vierjährigen Aufenthalts bei Chelsea London, und seine schnelle Begeisterung für den Traditionsklub von der Hafenstraße 97a.
Niclas Heimann, Sie spielten bereits in Leverkusen, London, Salzburg und zuletzt Cottbus. Wie kommt es, dass sie aus der Lausitz nun ins Ruhrgebiet wechseln? Ich hatte bei Energie nur einen gültigen Vertrag für die 2. Bundesliga. Nach dem Abstieg war klar, dass ich ablösefrei wechseln kann. In Cottbus war ich zunächst die Nummer drei und zuletzt der Ersatzmann hinter Rene Renno. Ich habe es aber satt, auf der Bank zu sitzen und will nur noch spielen, spielen und noch einmal spielen. In Essen sehe ich die große Chance dafür.
Wir kam es letztendlich zur Unterschrift bei RWE? Der erste Kontakt lief über Marc Fascher. Herr Fascher hatte mich angerufen und Interesse an meiner Person signalisiert. Das war alles sehr positiv und so ging es auch weiter. Nach einem persönlichen Treffen mit Herrn Fascher und Uwe Harttgen war dann für mich schnell klar, dass ich zu diesem Verein wechseln möchte. Das Projekt Rot-Weiss Essen ist einfach geil.
So richtig geil wird es aber nur, wenn Sie auch im Tor stehen oder? Natürlich. Und davon gehe ich nach den Gesprächen auch aus. Ich gehe bestimmt nicht in die vierte Liga, um mich auf die Bank zu setzen. Da hätte ich auch andere Angebote annehmen können. Aber klar ist auch, dass ich Leistungen sprechen lassen muss. Denn im Fußball ist nichts sicher.
Was wissen Sie über Rot-Weiss Essen? Essen ist in Fußball-Deutschland jedem ein Begriff. Dieses Fan-Potential ist gewaltig und etwas ganz besonderes. Davon konnte ich mich live am Fernseher überzeugen, als ich im April zufällig das Niederrheinpokal-Spiel zwischen Essen und Duisburg einschaltete. Das Stadion war voll, die Stimmung überragend und das alles bei einem Viertligisten - schon Wahnsinn.
Aufregend muss auch Ihre Zeit bei Chelsea London gewesen sein. Welche Erlebnisse nehmen Sie von der Stamford Bridge mit? Das war schon eine tolle Zeit, sowohl für meine sportliche als auch persönliche Entwicklung. Ich habe in einer Gastfamilie, wie es für ausländische Spieler bei Chelsea üblich ist, mit dem Italiener Jacopo Sala zusammengelebt. Er war zwischendurch beim Hamburger SV und spielt mittlerweile mit Luca Toni bei Hellas Verona zusammen. Wir hatten viel Spaß und einen engen Kontakt zur ersten Mannschaft. Das Jugendleistungszentrum und das Gebäude der Profis sind nur durch eine kleine Straße getrennt und da läuft man sich automatisch täglich über den Weg. Es kam auch schonmal vor, dass mich Didier Drogba nach Hause gefahren hat. Er und die anderen Stars sind ganz angenehme, lockere, normale Menschen.
Wie kam es, dass Drogba Sie chauffierte? Ach, ob Drogba oder andere Profis, das kam mal vor. Ich hatte ja auch eine längere Phase, in der ich mit den Profis trainieren durfte. Das war, als Luiz Felipe Scolari Trainer war.
Sie haben einige aufregende Stationen hinter sich und auch Einsätze in der Junioren-Nationalmannschaft vorzuweisen. Warum hat es bislang mit dem ganz großen Sprung nach oben nicht geklappt? Vielleicht, weil ich mit 16 Jahren schon den Schritt ins Ausland wagte. Im Großen und Ganzen würde ich das aber wieder so machen. England hat mich persönlich sehr weitergebracht. Bei den anderen Vereinen hatte ich nicht das Glück, dass ich spielen durfte. Es war nirgendwo so, dass ich vier oder fünf Spiele schlecht ausgesehen habe und dann nicht mehr eingesetzt wurde. Ich will jetzt endlich spielen und alles andere ergibt sich dann von alleine.
Was haben Sie mit RWE vor? Ich glaube, dass man an den Verstärkungen schon erkennen kann, wo wir hinwollen. Aber ich bin auch schon lange genug dabei und weiß, wie schwer es ist. In der Regionalliga ist es ja auch noch so, dass die Meister noch durch die Relegation müssen. Wir wollen eine gute Saison spielen und werden letztendlich sehen, wohin der Weg führt. Ich freue mich jetzt schon auf den Trainingsstart am 23. Juni und die Spiele an der Hafenstraße.