Der Grund für den Ausfall des Verteidigers ist jedoch außerordentlich positiv: Barton wurde von der DKMS Deutschen Knochenmarkspenderdatei als Stammzellspender ausgewählt. Er wird am kommenden Mittwoch in Dresden einem an Blutkrebs erkrankten Patienten eine neue Lebenschance schenken.
"Für uns als Mannschaft ist Daniels Ausfall natürlich ein herber Verlust. Aber er kann mit seiner Spende zum Lebensretter werden – und das hat in jedem Fall Vorrang!“, sagt Lippstadts Sportdirektor Daniel Farke. Zumal es im Falle des zu Daniel Barton passenden Patienten ziemlich dringend ist. "Aus medizinischer Sicht durfte die Transplantation nicht aufgeschoben werden. Wir mussten sofort handeln", erklärt DKMS-Sprecherin Jutta Oellig. Wie schnell es gehen muss, zeigt auch die Tatsache, dass sich Barton erst vor zwei Wochen in die Datei aufnehmen ließ und er nun schon als Spender ausgesucht wurde.
"Das ist ein wahnsinnig gutes Gefühl"
Mehr als 4 Millionen Menschen sind bei der DKMS Deutsche Knochenmarkspenderdatei registriert und Barton ist der einzige, dessen Gewebemerkmale mit denen des Erkrankten übereinstimmen. "Natürlich hätte ich meiner Mannschaft im Abstiegskampf gerne geholfen, aber ich bin auch sehr glücklich, dass ich einem Menschen die Chance auf ein neues Leben schenken kann. Das ist ein wahnsinnig gutes Gefühl!“, äußert sich Barton, dem es wichtig war, dass vor allem die Fans des SV Lippstadt 08 erfahren, warum er in den letzten beiden Spielen nicht auf dem Platz stehen kann.
Wenn aber die Transplantation erst am Mittwoch ist, wieso fehlt Barton dann jetzt schon? Der Grund: "Bei Daniel wird eine sogenannte periphere Stammzellentnahme vorgenommen. Dabei wird aus dem einen Arm Blut entnommen, die Stammzellen werden herausgefiltert, ehe das Blut am anderen Arm wieder in den Körper zurückgeführt wird. Also keine Operation, sondern eher ein Vorgang, der ähnlich ist, wie die Blutwäsche.“, erläutert Jutta Oellig. Und damit im Blut überhaupt ausreichend viele Stammzellen vorhanden sind, wird Barton fünf Tage vor der Entnahme der Wachstumsfaktor G-CSF verabreicht, der die Produktion stimuliert. Während dieser Zeit treten grippeähnliche Symptome auf – und der Spender darf keinen Sport machen, ebenso wie rund zwei Wochen danach. "Der Fußball bleibt immer nur die schönste Nebensache der Welt. Es gibt Wichtigeres!"
"Natürlich möchten wir den Abstieg noch verhindern und benötigen dafür die bestmögliche Mannschaft auf dem Platz, aber: Der Fußball bleibt immer nur die schönste Nebensache der Welt. Es gibt Wichtigeres!“, fasst SV 08 Vize-Präsident Kai Hartelt die Sichtweise aller Vereinsverantwortlichen zusammen . Deswegen wird der SV Lippstadt 08 auch auf sämtliche Kosten wegen Verdienstausfall verzichten. "Das ist eine tolle Geste des Vereins und überhaupt nicht selbstverständlich.", bedankt sich DKMS-Sprecherin Oellig. Für wen Barton sein Knochenmark spendet erfährt der Lippstädter übrigens nicht – vom Gesetzgeber ist eine zweijährige Anonymität vorgeschrieben. Sollte jedoch die Transplantation erfolgreich gewesen sein und sich beide Seiten kennenlernen wollen, steht einem anschließenden Treffen nichts im Wege.