Der geschäftsführende 1. Vorsitzende Dr. Michael Welling erklärte, dass die Frage nach der Sinnhaftigkeit der U23 den Verein schon beschäftigt habe, bevor sie vor Kurzem durch den Vorstoß von Bayer Leverkusen zum Thema wurde. "Wir haben schon in den ersten Gesprächen mit unserem Sportvorstand Dr. Uwe Harttgen darüber diskutiert", sagte er. Ziel des Vereins sei es, mit der Abschaffung der U23 "ein noch stärkeres Gewicht auf die Talententwicklung zu legen."
Hintergrund: RWE meldet seine U23 ab
Harttgen, der sich in seiner Funktion als Vorsitzender der Kommission Leistungszentren schon länger mit dem Thema auseinandergesetzt hat, ist eigentlich ein Verfechter von U23-Teams - zumindest für Bundesligisten. "Unsere A-Junioren-Mannschaft ist aber vom Niveau vergleichbar mit einer Oberliga-Herrenmannschaft", findet er. RWE habe sich deshalb entschieden, die Talententwicklung zu individualisieren, wie Harttgen erklärte. Talentierten Nachwuchsspielern soll aufgezeigt werden, dass der Weg zur ersten Mannschaft für sie ein kurzer ist, weil der Zwischenschritt U23 entfällt. In regelmäßigem Fördertraining sowie Förderspielen sollen die Talente an die Regionalliga-Elf von Marc Fascher herangeführt werden.
Konkrete Gespräche mit einem Kooperationsverein
Spieler, die zwar Talent haben, aber noch nicht gut genug sind, um direkt in der Regionalliga aufzulaufen, sollen die Möglichkeit bekommen, in Kooperationsvereinen zu spielen. RWE befindet sich bereits in konkreten Gesprächen mit einem Verein, der sich an der Grenze zwischen Oberliga und Regionalliga bewegt, verriet Welling. Schon bald soll die Kooperation offiziell verkündet werden.
Welling ist es wichtig zu betonen, dass die Entscheidung "überhaupt keine finanziellen Beweggründe" habe. "Es ist kein riesiger Budgettopf, der dadurch frei wird", sagt er. Vielmehr würden durch die Abschaffung Organisationskapazitäten frei. U23-Trainer Dirk Hellmig etwa soll in Zukunft für verschiedene Aufgaben im Jugendleistungszentrum zur Verfügung stehen. Schon jetzt arbeitet er auch als Scout für den Verein.
Für Jugendleiter Andreas Winkler ist die Abschaffung der U23 eine "logische Konsequenz" aus seinen Beobachtungen der letzten Wochen. "Marc Fascher und Uwe Harttgen haben von Anfang an den Fokus auf die U19 und U17 gelegt. Und auch ich muss sagen: wenn ich mit talentierten Spielern über Rot-Weiss Essen geredet habe, dann ging es immer um die erste Mannschaft. Die U23 habe ich gar nicht erwähnt." In Zukunft muss er es auch nicht mehr.