Was außergewöhnliche Ehrungen angeht, ist Kevin Großkreutz momentan ganz weit vorne. Nachdem er Ende 2013 von den TV-Entertainern Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf für seinen Auftritt in einem Werbespot mit dem „Goldenen Umberto“ für die schlechteste schauspielerische Leistung belohnt wurde, gibt es seit Mittwoch in der Dönerbude, vor der es zu einem Vorfall zwischen Großkreutz und einem Fan des 1. FC Köln gekommen sein soll, den „Kevin-Döner“ zu kaufen.
Eine echte und vor allem verdiente Auszeichnung für seine sportlichen Leistungen gab es derweil am Donnerstag von Joachim Löw. Der Bundestrainer berief die BVB-Allzweckwaffe erwartungsgemäß in das vorläufige Aufgebot für die Weltmeisterschaft in Brasilien und sorgte damit für ein erfreuliches Ende einer Woche, die mit dem angeblichen Dönerwurf in Köln schlecht für Großkreutz begonnen hatte. Darüber hinaus deutet sogar alles darauf hin, dass der 25-Jährige, der im letzten Jahr häufig in Dortmund bleiben musste, während seine Kollegen mit ihren Nationalteams unterwegs waren, Anfang Juni den Flieger nach Südamerika besteigen wird. Geduldig, ohne sich zu beschweren, hat Großkreutz für seine Berufung gekämpft, sich entwickelt. Nun belohnte ihn Löw für seinen Einsatz.
Die Zahl der Fürsprecher des Ur-Dortmunders, der Löws Probleme auf den defensiven Außenbahnen lösen könnte, ist in den letzten Wochen ohnehin rasant gestiegen. Jüngst meldete sich Oliver Kahn bei Sky zu Wort und erklärte, das DFB-Team brauche einen Typen wie Großkreutz, der „so einer Mannschaft in bestimmten Situationen durchaus helfen kann.“ Obwohl Löw bekanntlich ein Faible für die stromlinienförmigen Profis der modernen Nachwuchsleistungszentren hat, stehen Großkreutz‘ Chancen nicht nur wegen seiner Flexibilität und Willensstärke sehr gut. Der Bundestrainer dürfte erkannt haben, dass seinem Team ein Spieler, der im Vergleich zu vielen Kollegen vom Wesen her eher als Freund der Zickzacklinie erscheint, bislang fehlte. Großkreutz ist absolut authentisch und kann seine Mitspieler mitreißen. Weil er überdies sportlich in dieser Saison zu den großen Stützen beim BVB gehörte, dürfte er auch in dieser Hinsicht eine Bereicherung für die deutsche Defensive sein. Und mit nächtlichen Caipirinha-Eskapaden in Cocktail-Bars wird er in Brasilien sicherlich nicht auffallen. Höchstens nach einem Sieg im Finale.