Bitterkalt war es am 3. Dezember 2013, als zwei fast schon Vergessene beim DFB-Pokal-Achtelfinale in Saarbrücken mit starken Leistungen auf sich aufmerksam machten, viel Lob ernteten, danach aber wieder Dauergäste auf der Ersatzbank wurden. Jetzt, fast fünf Monate später, haben sich die Situationen von Oliver Kirch und Julian Schieber entgegengesetzt entwickelt. Während der eine kurz vor einer Vertragsverlängerung steht, dürften für den anderen die letzten Wochen in Dortmund angebrochen sein.
Kirch überzeugt, Schieber darf eine Minute ran
Die Szenerie, die am Samstagabend in den Katakomben der Leverkusener Arena zu sehen war, hätte sinnbildlicher nicht sein können. Während Oliver Kirch im Fokus des Interesses stand und vor jeder Kamera und jedem Mikrofon anhielt, um seinen unerwarteten Aufschwung zu erklären, plauschte Julian Schieber am anderen Ende der Mixed Zone, ganz kurz vor dem Ausgang, mit dem verletzten Leverkusener Jens Hegeler, mit dem er in der Saison 2010/2011 beim 1. FC Nürnberg gespielt hatte. Welche Themen die beiden besprachen, ist nicht überliefert. Um Schiebers aktuelle Situation bei Borussia Dortmund dürfte sich das Gespräch aber nicht unbedingt gedreht haben, denn dieses Thema ist für Schieber nach wie vor ein unerfreuliches.
Obwohl die Verantwortlichen seine Entwicklung lobten, hat der 25-Jährige bei seinen letzten vier Bundesligaspielen für den BVB lediglich 21 Minuten gespielt. Viel zu wenig Zeit, um sich entweder doch noch im schwarz-gelben Trikot zu beweisen oder – was wahrscheinlich und wichtiger ist – sich zumindest für andere Vereine interessant zu machen. Es spricht für Schieber, dass er sich trotz dieser unbefriedigenden Situation in der Öffentlichkeit mit Unmutsäußerungen zurückhält und sich bei seinen Kurzeinsätzen reinkniet.
Daran, dass Schieber im Juli seine dritte Saisonvorbereitung beim BVB aufnimmt, glaubt inzwischen jedoch kaum noch jemand. Der 2012 für 5,5 Millionen Euro vom VfB Stuttgart verpflichtete Offensivspieler hat bis jetzt keinen Platz im Dortmunder Team gefunden und würde das wohl auch in der neuen Spielzeit nicht schaffen. In der Sturmspitze wird neben Adrian Ramos noch ein zweiter hochkarätiger Konkurrent erwartet und für die linke Offensivseite steht schon Dong-Won Ji zur Verfügung. Dass er sich über einen Abschied Gedanken macht, verhehlt Schieber, der seine Situation angenehm realistisch einschätzt, nicht. Gerüchte um potenzielle Interessenten gibt es derzeit jedoch nicht. Hannover 96, Werder Bremen und der 1. FC Nürnberg wurden in der Vergangenheit als solche gehandelt. Oliver Kirch muss sich mit derlei Dingen im Moment nicht beschäftigen. Der 31-Jährige hat seine Chance bekommen und genutzt. Als Belohnung wird es, darauf deutet eine Menge hin, schon bald einen neuen Vertrag in Dortmund geben. „Wir sprechen in dieser Woche miteinander. Mal sehen, was dabei herauskommt“, sagt der defensive Mittelfeldspieler zurückhaltend. Das keine Einigung zustande kommt, ist nicht zu erwarten. Eine „hervorragende Entwicklung“ bescheinigt Sportdirektor Michael Zorc dem gebürtigen Soester, der seinen neuen Status als gefragter Gesprächspartner sichtlich genießt. „Er blüht richtig auf. Die Anerkennung tut ihm gut“, weiß Zorc.