Für die Zukunft ohne den polnischen Torjäger war es ein ermutigendes Zeichen - und auch für ein mögliches Pokalfinale gegen die Bayern.
Robert Lewandowski kam erst in der 62. Minute aufs Spielfeld, letztmals in München in Schwarz-Gelb. Das erstaunliche 3:0 (1:0) von Borussia Dortmund gegen den deutschen Fußball-Meister Bayern München stand da schon fest, er hätte also draußen bleiben können. Neben vielen Dingen, die der BVB im deutschen Clásico eindrucksvoll vorführte, hatte er auch eine glasklare Antwort an seine Zweifler: Dortmund ist nicht vom polnischen Torjäger abhängig.
Für die Zukunft ohne Lewandowski, der bekanntlich ab Sommer für den großen bayerischen Rivalen aufläuft, war es ein ermutigendes Zeichen, das der Leib-und-Seele-Dortmunder Kevin Großkreutz mit verblüffender Selbstverständlichkeit kommentierte: "Wir haben schon so viele große Spieler verloren, das haben wir immer aufgefangen und das werden wir auch diesmal", sagte er. Wer das nach der Hinspiel-Niederlage in der Champions League bei Real Madrid (0:3), bei der Lewandowski gesperrt fehlte, vielleicht nicht glauben mochte, erlebte im Prestigeduell am Samstag das Gegenteil.
Dortmund attackierte früh und unnachgiebig, war lästig und gedankenschnell, zielorientiert und im Kollektiv überzeugend. Die Mannschaft von Jürgen Klopp schlug damit nach dem Beinahe-Wunder im Viertelfinal-Rückspiel gegen die Königlichen binnen weniger Tage die beiden vermutlich hochwertigsten Teams der Welt und festigte in der Bundesliga den zweiten Tabellenplatz. "Eine absolut außergewöhnliche Woche", wie der BVB-Coach befand. Seine Elf habe das "fantastisch gemacht". Sportdirektor Michael Zorc lobte: "Die Taktik ist komplett aufgegangen. Wir wissen, wir können die Bayern in einem Spiel schlagen."
Es ist davon auszugehen, dass deren Trainer Pep Guardiola bis zu einem möglichen DFB-Pokalfinale der beiden Branchenführer detailversessen an einem Gegenentwurf feilen wird. Doch den Rückschluss aus dieser taktischen Meisterleistung, dass der BVB den Guardiola-Code geknackt hat, kann der Spanier vorerst nicht widerlegen. Das Schreckgespenst des FC Bayern trägt weiterhin Schwarz-Gelb. "Es ist ein Stück Genugtuung und widerlegt auch einige Kritiker. Das hat die Konkurrenz nicht erwartet", sagte Präsident Reinhard Rauball: "So hoch hat gegen die Bayern noch keine Mannschaft verteidigt."
Das sah auch der wieder einmal glänzende Marco Reus als entscheidend an. "Wichtig war, dass wir früh attackieren. Wenn man dann einen Ballgewinn hat, ist es nicht mehr so weit bis zum gegnerischen Tor", sagte er. Dem 1:0 von Henrich Mchitarjan (20.), der BVB nötigte davor Bayern-Verteidiger Dante zu einem Pass ins Seitenaus, lag dies zugrunde, bei Reus' 2:0 (49.) war der Ballgewinn zwar in der eigenen Hälfte, dafür der Konter umso schneller. Das 3:0 von Jonas Hofmann (56.) lag dann an der Schläfrigkeit der Bayern.
Auf dieses Spiel in den Raum passte Pierre-Emerick Aubameyang besser als ein Lewandowski, der sich oft genug mit dem Rücken zum Tor anspielen lässt. Zudem sei "Lewa unser Vielspieler", meinte Klopp. Der Trainer braucht ihn ja am Dienstag im Halbfinale des DFB-Pokals gegen den VfL Wolfsburg (20.30 Uhr/ARD und Sky), die Taktik aus München wird da nicht passen. "Wolfsburg wird die schwierigste Partie der letzten Wochen", sagte Torwart Roman Weidenfeller.
Lewandowski nahm seinen Teileinsatz gegen den künftigen Arbeitgeber denn auch gelassen hin. Es habe ein ausführliches Gespräch mit Klopp gegeben. "Ich wusste, dass ich eine Pause bekomme", sagte der Pole. Sollte es aber am 17. Mai in Berlin zum erneuten Aufeinandertreffen kommen, wäre er damit gewiss nicht zufrieden. Vielmehr könnte er den Münchnern die erfolgreiche Triple-Verteidigung verderben. "Ich hoffe auf das Finale gegen den FC Bayern", sagte er, "wir haben nur noch den Pokal, es wäre gut, wenn wir das gewinnen." Es wäre eine pikante Pointe zum Abschied.