Es war vor allem eine Chance, bei den Fans Wiedergutmachung zu betreiben. Das Finale wurde verpasst, doch die Wiedergutmachung gelang. Eine Frage bleibt aber nach der guten Leistung gegen die Zebras trotzdem: Warum nicht immer so?
Es seien bei einigen sogar Tränen geflossen, berichtete Essens Coach Marc Fascher nach der 1:4 (0:0/1:1)-Niederlage seiner Mannschaft im Elfmeterschießen. Wer hätte das vorher gedacht? Nach einem Spiel gegen einen Drittligisten musste sich RWE tatsächlich ärgern, nicht in die nächste Runde eingezogen zu sein.
Aufwärtstrend bestätigt
Die Rot-Weissen bestätigten den Aufwärtstrend aus den letzten beiden Ligaspielen und sorgten dafür, dass im Duell mit dem MSV ein Klassenunterschied nicht erkennbar wurde. Damit erfüllten die Spieler die Erwartung, die die Fans schon Wochen vor dieser Partie hatten. Es war klar, dass die Mannschaft von der Hafenstraße nicht ins Finale einziehen musste, um die Anhänger zufrieden zu stellen. Doch sie musste Paroli bieten. Und das tat das Team eindrucksvoll, sorgte für einen offenen Schlagabtausch und tolle Stimmung im Stadion Essen. Nach dem Ende des schwachen Elfmeterschießens, in dem RWE nicht einen Ball im Tor unterbringen konnte, gingen die Spieler zur Westkurve und bekamen trotzdem Applaus vom eigenen Anhang. Lob vom Trainer gab es gleich hinterher. „Riesenkompliment an die Truppe. Sie hat alles rausgehauen. Wir haben unsere Farben eindrucksvoll vertreten und gehen mit erhobenem Haupt.“ Dass sich letztlich keiner davon etwas kaufen konnte, wurmte den Coach gleichwohl. „Raus mit Applaus – das braucht kein Mensch“, sagte Fascher mit einem Lächeln.
"Ich weiß, was in der Truppe drinsteckt“
Und doch ist „Raus mit Applaus“ in erster Linie ein Erfolg für RWE auf der Zielgeraden einer Saison, in der die Mannschaft den Fans viel zu selten Grund für rhythmisches Klatschen lieferte. Wenn man den Stimmen der Spieler nach der Partie aufmerksam lauschte, drängte sich trotzdem die Frage auf, warum die Essener Anhänger Leistungen wie gegen Duisburg nicht öfter zu sehen bekamen. Kevin Grund erklärte etwa, dass er nicht überrascht war, wie gut RWE gegen den höherklassigen Gegner aussah. „Wenn wir alles abrufen, können wir so eine Leistung bringen wie gegen den MSV“, meinte er zu wissen. Und Kai Nakowitsch fügte hinzu: „Ich weiß, was wir im Training anbieten und was in der Truppe drinsteckt.“
Zu sehen war das allerdings nicht immer. Vielleicht ist das ja nun der nächste Schritt, den Fascher und seine Jungs machen müssen. Nachdem das lange erwartete Highlight-Spiel nun hinter RWE liegt, ist es Zeit daran zu arbeiten, in möglichst jedem Spiel das volle Potenzial abzurufen. Oder, um es mit den Worten von Nakowitsch zu sagen: „So muss jedes Spiel sein, ob es Duisburg ist oder Verl.“