Zusammen gerade einmal 129 Minuten standen Manuel Friedrich, Oliver Kirch und Milos Jojic vor dem Spiel gegen Real Madrid für Borussia Dortmund in der Champions League auf dem Rasen. Am Dienstag tauchten alle drei in der Startelf auf – und wuchsen über sich hinaus.
"Alle wuden eines Besseren belehrt"
Mats Hummels hatte seine Gegenüber durchschaut. „Ich bin mir sicher“, sagte der Innenverteidiger, „dass es einige Leute gab, die beim Blick auf die Aufstellung schon zu den ersten Unkenrufen angesetzt haben. Aber die wurden alle eines Besseren belehrt.“ Tatsächlich hatte sich drei Stunden zuvor nicht nur auf den Tribünen, sondern auch im Presseraum ehrliches Erstaunen verbreitet, weil Jürgen Klopp gegen den spanischen Rekordmeister nicht nur auf den unerfahrenen Milos Jojic, sondern auch auf die älteren Teilzeitarbeiter Manuel Friedrich und Oliver Kirch setzte.
Eine Entscheidung, die sich als goldrichtig erwies, weil alle drei auf ganzer Strecke überzeugten und ihre jeweiligen Aufgaben mit Bravour umsetzten. Für Hummels war das keine Überraschung. „Wir wissen, dass die Jungs gut sind. In der Öffentlichkeit werden Ersatzspieler immer ein bisschen schlechter gesehen als sie sind. Sie sind auch verdammt gut, dürfen es nur nicht so oft zeigen“, sagte er.
„Was er damit macht, weiß ich nicht“
Oliver Kirch über sein Trikot, das er nach dem Schlusspfiff gegen das von Reals Youngster Isco getauscht hatte.
Und wenn sie die Gelegenheit bekommen, ihr Können unter Beweis zu stellen, ist das oftmals nicht einfach. Ganz im Gegenteil: „Es ist brutal schwierig, wenn du die ganze Saison nicht spielst und dann in so einem Spiel von Anfang an voll dabei sein musst. Von daher war es weltklasse, was sie gespielt haben“, befand Marco Reus. Auch der Trainer wollte in der Reihe der Gratulanten natürlich nicht fehlen und spendierte allen drei ein paar warme Worte. „Milos macht sein erstes Spiel von Beginn an gegen Real Madrid. So eine Vorstellung habe ich noch nie gesehen“, sagte Klopp. Kirch bescheinigte der BVB-Coach „die größte Entwicklung, die ich je bei einem 30-Jährigen gesehen habe“ und zu Manuel Friedrich und dessen Überlegungen, noch einmal in Asien zu spielen, erklärte Klopp: „Der Klub, der ihn holt, bekommt einen Top-Spieler und einen Jungen, der so fit ist, dass man selber nochmal darüber nachdenken sollte, ob man ihn nochmal bequatscht.“
Während Jojic noch am Anfang seiner Karriere steht und dem BVB noch viel Freude bereiten soll, ist die Zukunft von Friedrich und Kirch (beide nur noch Vertrag bis zum Sommer) offen. "Wir werden Gespräche aufnehmen. Wir sind ja nicht blind", sagte Klopp mit Blick auf Kirch. Sicher ist dagegen, dass sie alle in den letzten Wochen der Spielzeit noch Einsatzzeiten bekommen werden. Nur in der Champions League ist das trotz der starken Leistungen nicht mehr möglich.