Der Schiedsrichter leitete die Partie zwischen RWE und dem MSV souverän und verfolgte auch bei der 31-minütigen Unterbrechung eine klare Linie. Warum der massive Polizeieinsatz richtig, die Pause so lange war und warum das Elferschießen auf der MSV-Seite stattfand, erklärt der 40-jährige im RS-Interview.
Guido Winkmann, wie haben Sie den Moment erlebt, als das Tor vor der Essener Kurve geöffnet wurde? Ich habe schon vor der Freistoßausführung durch Pierre de Wit gesehen, dass sich auf der Westtribüne etwas zusammenbraut, weil plötzlich viele Leute Sturmhauben aufgesetzt haben. Direkt nach dem Freistoß wurde dann das Tor, wie auch immer, geöffnet. Es war hervorragend, dass die Polizei sofort mit einem großen Aufgebot zur Stelle war und Macht demonstriert hat. Sonst wäre das Spielfeld wohl gestürmt worden.
Hatten Sie Angst? Angst nicht, aber wenn Leute maskiert sind, ist das kein gutes Gefühl. Allerdings stand ich die gesamte Zeit mit dem Einsatzleiter der Polizei, Harald Hagen, in Kontakt. Über den guten Informationsaustausch konnte auch gewährleistet werden, dass das Spiel nicht abgebrochen, sondern doch noch ausgetragen werden konnte.
Wie standen Sie in Kontakt? Ich trage ein Headset und bin darüber mit meinem vierten Offiziellen verbunden. Er wiederum hatte dann nachher indirekt über einen Kontaktmann den Draht zu Herrn Hagen. So war ich immer auf dem Stand. Auch in der Kabine habe ich aus dem Stadion stets einen Lagebericht erhalten.
Die Stimmung hat sich schnell beruhigt. Warum dauerte die Unterbrechung dennoch über eine halbe Stunde? Für mich ist das A und O, Sicherheit zu gewährleisten. Es gab zeitweise verschiedene Informationen über den Zustand des geöffneten Tores. Weil ich für die Lagebeurteilung verantwortlich bin, lasse ich mir lieber fünf Minuten mehr Zeit, als dass ich die Situation eventuell falsch einschätze. Sicherheit kommt vor Schnelligkeit.
Was kann gegen diese Chaoten unternommen werden? Vom Verband und der Politik wird schon viel unternommen. Insgesamt sind wir gut aufgestellt. Auch das polizeiliche Konzept ist aufgegangen, weil die Vorzeichen für eine Eskalation da waren. Zudem muss ich sagen, dass die Verantwortlichen von RWE und dem MSV sehr gut mitgearbeitet haben. Trotz der Rivalität waren sie sich einig und hätten alle Entscheidungen mitgetragen. Das gibt es nicht häufig.
Auch Sie haben mit Ihrer beruhigenden Vorgehensweise Ihren Teil dazu beigetragen. Danke, aber die Spieler haben auch nicht unfair agiert. Beide Teams sind mit 110 Prozent in die Zweikämpfe gegangen und ich musste immer wachsam sein, dass nichts anbrennt. Unterm Strich ist es schön, wenn wir Schiedsrichter nicht auffallen, denn wir sind die Dienstleiter des Sports.
Letzte Frage: Warum fand das Elferschießen vor der Duisburger Kurve statt? Normalerweise wird ausgelost, vor welcher Kurve das Elfmeterschießen stattfindet. Aber sobald es im Stadion Vorfälle gibt, kann der Schiedsrichter die Seite bestimmen und das habe ich getan. Zuerst wollte ich auf die RWE-Kurve schießen lassen, weil die Duisburger Bengalos gezündet hatten. Als dann aber das Tor geöffnet wurde, war es das deutlich schwerere Vergehen, deshalb habe ich mich dann für die MSV-Kurve entschieden. Hätte es keine Verstöße gegeben, wäre ganz normal gelost worden.