Auf den Amateurfußball wartet eine Karten-Revolution: Die Vereine befürchten Verwaltungschaos, Schiedsrichter hoffen auf mehr Fairness.
Schneiden. Fällen. Legen. Und hinterher gemeinsam mit dem Gegner auf eine intensive Partie anstoßen. Der romantischen Seite des Amateurfußballs steht in einigen Landesverbänden ein zuletzt rapider Anstieg gezückter Gelber Karten gegenüber. Der Westdeutschen Fußball und Leichtathletikverband (WFLV) plant daher eine Revolution im Karten-Kosmos: Amateurfußballer sollen wie die Profis künftig nach dem fünften "Gelb" für ein Spiel gesperrt werden.
Eine Idee, die unter Fußballern für ein geteiltes Echo sorgt.
Automatische Sperre nach dem fünften "Karton"
Bisher wurde die Zahl der Gelb-Verwarnungen von Partie zu Partie nicht addiert. Damit soll nun Schluss sein. Der Fußballausschuss des WFLV hat die Forderung, die Sperre nach dem fünften "Karton" auch für Ligen unterhalb der Regionalliga zu adaptieren, bei einer Sitzung Anfang der Woche bereits abgenickt.
Schon vor der Saison hatten sich die Fußballverbände Westfalen (FLVW) und Niederrhein (FVN) für die Idee stark gemacht. Eine Mehrheit für den Vorstoß gab es jedoch nicht, da beim Landesverband Mittelrhein flächendeckend die Voraussetzungen für die elektronische Erfassung des Spielberichts fehlten. Das ist nun anders.
Landesverbände rechnen mit zügiger Umsetzung
"Die Chancen, dass die Regel bereits ab der kommenden Saison greift, sind sehr gut", sagt Wolfgang Jades, Vorsitzender des Fußballausschusses im Fußballverband Niederrhein, gegenüber unserer Redaktion. "Noch sind einzelne Punkte abzustimmen, aber wir wollen die Änderung zum 1. Juli umsetzen."
Bei einigen Vereinen sorgt die Reform allerdings für Vorbehalte. So äußerten Vereinsfunktionäre Bedenken, eh schon dünne Personaldecken im Amateurbereich durch zusätzliche Sperren nicht ohne weiteres ausgleichen zu können. Zudem sorge das Kartenzählen, so die Kritik, für einen erheblichen Verwaltungsaufwand bei Klubs und Spielern.
"Gelbe Karte aufwerten" - Vereine kritisieren Verwaltungschaos
Argumente, die Jades nicht gelten lassen möchte: "Da sind die Vereine in der Eigenverantwortung. Zudem werden die Daten elektronisch erfasst und sind anschließend im Internet problemlos nachvollziehbar." Vielmehr setzt der Ausschuss-Vorsitzende auf den Effekt der Regeländerung: "Wir erhoffen uns mehr Fair Play!" Das Bewusstsein für die Folgen eines Fouls soll sich erhöhen.
Ähnlich sieht es Michael Liedtke , Vorsitzender des Verbandsschiedsrichterausschusses im Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen. "Das ist eine vernünftige Regelung, die Gelbe Karte wird deutlich aufgewertet." Die Denkweise "mit Gelb kann ich leben" solle aus den Köpfen verschwinden. Das neue Regelwerk könne rüdes Einsteigen effektiver ausbremsen. Liedtke: "Aus Sicht der Schiedsrichter ist der geplante Vorstoß problemlos umsetzbar."
Regelung soll alle Spielklassen betreffen
Bereits im Mai möchte der Westdeutsche Fußball und Leichtathletikverband die Sperre nach der fünften Gelben Karte beschließen. Ob der betroffene Spieler für die erste oder zweite Mannschaft aufläuft, so Wolfgang Jades, spielt voraussichtlich keine Rolle. Die Gelben Karten würden ligaübergreifend addiert, die Sperre gelte dann für alle Spielklassen.