Wie schwer der Stand von Waldemar Wrobel in Essen zuletzt war, zeigte sich eindrucksvoll bei seinem letzten Spiel auf der Trainerbank. Beim Spielstand von 3:0 für RWE in der Partie gegen die SSVg Velbert rief ein Zuschauer von der Haupttribüne dem Coach zu: "Wrobel, geh' nach Hause!" Das Geschehen auf dem Platz war für einige Fans schon längst zur Nebensache geworden. Für sie zählte nur eines: der Trainer muss weg.
Wrobels Leistung in Erinnerung gerufen
Am Montag bekamen die Wrobel-Gegner ihren Willen. Nach fast vier Jahren als Chefcoach musste der 44-Jährige seinen Hut nehmen und die Hafenstraße verlassen – vorerst. Wie es in solchen Fällen üblich ist, bekommt ein scheidender Coach noch einmal viele liebe Worte von Seiten der Vereinsverantwortlichen mit auf den Weg. So erklärte der geschäftsführende 1. Vorsitzende Michael Welling: "Diese Entscheidung ist uns besonders auf der menschlichen Ebene schwergefallen. Wir hatten viele schöne Momente zusammen. Waldemar Wrobel ist dienstältester Trainer in der Geschichte Rot-Weiss Essens und hat den Verein in einer besonderen Phase mitgeprägt. Er wird immer gerne an der Hafenstraße gesehen sein."
Deutlich überraschender als Wellings Lobeshymne sind die vielen positiven Reaktionen aus Fankreisen, die auf die Bekanntgabe von Wrobels Entlassung folgten. Waren noch in den Wochen zuvor fast ausschließlich kritische Stimmen gegenüber dem Coach in Kommentaren und Fan-Foren zu lesen, wandelte sich das Bild nach der Trennung ins Positive. Ein großer Teil der RWE-Anhänger rief sich nun noch einmal in Erinnerung, was Wrobel für den Verein geleistet hatte und dankte ihm für seine Arbeit.
Rückkehr nicht ausgeschlossen
Für das Engagement und das Herzblut, das er speziell in der schwierigen Zeit nach der Insolvenz und dem damit verbundenen Abstieg in die NRW-Liga im Jahr 2010 in seine Aufgabe gesteckt hat, erhielt er nun noch einmal viel Anerkennung und zahlreiche Danksagungen aus Fankreisen.
Vielleicht findet er ja eines Tages den Weg zurück zu "seinem" Klub. In einigen Wochen wollen sich Welling und Harttgen noch einmal mit Wrobel zusammensetzen. Noch hat dieser einen bis 2015 gültigen Vertrag. Ob der Kontrakt aufgelöst wird, oder ob sich – wie Welling andeutete – eine andere Beschäftigung für Wrobel bei RWE finden lassen kann, bleibt abzuwarten. Die aktuellen Reaktionen zeigen: Der Trainer wird in Zukunft keine Schwierigkeiten haben, wenn er sich bei Rot-Weiss Essen sehen lässt.