Falsche Vorhersagen und korrigierende Realität wiederholen sich mit Blick auf Großkreutz seit Jahren. Wenn die Klub-Verantwortlichen im Sommer viel Geld in hochqualifiziertes Personal investieren, stellt sich für einige Beobachter häufig die Frage, wo noch Platz für den Ur-Dortmunder bleibt. Dabei ist die Antwort simpel: überall.
Wer dachte, Großkreutz würde sich aufgrund der Rückkehr von Marco Reus beim Champions-League-Spiel in Russland auf der Bank wiederfinden, wurde am Dienstag eines Besseren belehrt. Klopp verzichtete lieber auf den in Hamburg offensiv wirkungslosen und defensiv viel zu sorglosen Pierre-Emerick Aubameyang und ließ seine Allzweckwaffe im Team, um dem gefährlichen Hulk „mit einem Gespann zu begegnen, das sich auskennt mit solchen Aufträgen.“
Mit Erfolg, denn der brasilianische Topstar konnte sich gegen die geballte Kampf- und Willenskraft von Marcel Schmelzer und Großkreutz so gut wie nie entscheidend durchsetzen. Überdies bekam Aubameyang, der in der 70. Minute für Henrikh Mkhitaryan in die Partie kam, von zwei der fraglos ehrgeizigsten und unnachgiebigsten Dortmunder vor Augen geführt, wie sich der BVB-Coach konsequente Defensivarbeit vorstellt. Denn daran, so viel ist sicher, muss der Gabuner, der in dieser Hinsicht noch mit starken Schwankungen zu kämpfen hat, weiter arbeiten.
Großkreutz besticht zwar bekanntlich nicht mit der herausragendsten Technik im Team, besitzt dafür aber ein Maß an Leidenschaft und Kampfkraft, mit dem er nicht nur seine Mitspieler, sondern gleich ein ganzes Stadion mitreißt und das es ihm ermöglicht, sich auf praktisch jeder Position nach kurzer Zeit zurecht zu finden. „Solche Typen braucht man, um erfolgreich zu sein“, lobte Nuri Sahin schon im Vorfeld der Partie in St. Petersburg. „Egal, wo man ihn hinstellt, er bringt seine Leistung.“
Nachdem er in der Hinrunde fast ausnahmslos als rechter Verteidiger anstelle des verletzten Lukasz Piszczek agierte, kam er in den jüngsten Begegnungen wieder offensiv auf der linken Seite zum Einsatz. Gemeinsam mit Sahin und Robert Lewandowski führt er die Einsatzstatistik des BVB mit 33 absolvierten Pflichtspielen in dieser Saison an.
Für die kommende Spielzeit, wenn Robert Lewandowski nicht mehr für die Schwarzgelben auf Torjagd geht, hat Sahin schon einen nicht ganz ernst gemeinten Vorschlag für einen Einsatzort von Großkreutz: „Ich kenne Kevin schon seit der C2-Jugend und da war er Mittelstürmer. Ich weiß, dass er da auch spielen kann.“