Zu Beginn der Woche gaben die Verantwortlichen des Viertligisten bekannt, dass der Verein nach dem bevorstehenden Rückzug des langjährigen Mäzens Manfred Utsch zum Saisonende in Zukunft den Profifußball im Siegerland nicht mehr stemmen könne.
RS unterhielt sich mit Geschäftsführer Ulrich Steiner, warum Siegen kleinere Brötchen backen muss und was der Sparkurs für die Spieler nach sich zieht.
Ulrich Steiner, im September gab Manfred Utsch bekannt, dass er ab der nächsten Spielzeit sein Engagement bei den Sportfreunden beendet. Wie haben Sie diese Nachricht aufgenommen? Es kam etwas überraschend. Wir waren aber keineswegs geschockt. Herr Utsch ist 77 Jahre alt und er wird leider nicht jünger. Er hat aber seinen Rückzug wohl überlegt und wollte die Sportfreunde nicht ohne einen Nachfolger übergeben. Seit seiner Rückzugs-Erklärung führen wir Gespräche mit einer Investorengruppe und vielen Sponsoren, die aber noch zu keinem Ergebnis geführt haben.
Woran scheitern die Gespräche bisher? Welche finanzielle Lücke hinterlässt Herr Utsch nach seinem Rückzug? Es handelt sich um rund 700.000 Euro. Für einen Sponsor ist es nicht einfach, eben mal zu investieren. Denn auch ein Investor will doch von einem Sponsoring profitieren. Zudem hat uns in den Gesprächen teilweise die Vergangenheit der Sportfreunde eingeholt. Das Image des Vereins ist bei dem einen oder anderen Sponsor noch nicht wieder das Allerbeste.
Also scheint es mit einer Einigung nichts zu werden? Die Hoffnung stirbt zuletzt. Ich habe eigens für die Sportfreunde meinen Weihnachtsurlaub in Bayern abgesagt, um weiter Gespräche zu führen. Wir arbeiten an Konzepten, die für Geldgeber und Verein eine „Win-Win-Situation“ darstellen.
Was macht denn aus Ihrer Sicht die Sportfreunde für einen Sponsor interessant? Die Investoren sollten nicht vergessen, dass im Umkreis nichts ist. Frankfurt ist weit weg, Köln auch und das Ruhrgebiet sowieso. Das sind alles gute Voraussetzungen unter dem Gesichtspunkt des Regionalmarketings. Die Sportfreunde sind in der Region anerkannt und ein guter Image- sowie Werbeträger.
Was passiert, wenn Sie weder die Investorengruppe noch die möglichen neuen Sponsoren von all diesem überzeugen können?
Am 16. Januar findet unsere Mitgliederversammlung statt. Bis dahin hoffe ich, dass wir unseren Fans neue, positive Erkentnisse präsentieren können. Falls nicht, werden wir uns in Siegen auf den sogenannten Feierabendfußball einstellen müssen. Das heißt, dass wir einen Cut im Kader vollziehen werden und nur wenige Spieler behalten können. In Zukunft würde die neue Mannschaft, die aus Jugendspielern und Akteuren aus der Region bestehen würde, nur noch ein Mal am Tag trainieren und ganz normal einem Beruf nachgehen. Doch klar ist auch, dass das nicht auf Dauer sein muss. Unser Ziel muss es sein, auf gesunder Basis ein solides Fundament aufzustellen, damit es in naher Zukunft hier mit Profifußball weitergehen kann.
Kommt für die Sportfreunde eventuell sogar ein Rückzug aus der Regionalliga in Frage? Nein. Das ist derzeit nicht geplant. Die Oberliga und die Regionalliga würden für uns finanziell keinen großen Unterschied ausmachen.