Schließlich geht es dabei um einen Betrag in zweistelliger Millionenhöhe.
Walter Hellmich, der mit rund einer Million Euro zu den Großgläubigern gehört, hat seine Zusage gegenüber Vorstandsmitglied Ingo Wald noch einmal bestätigt: „Ich habe Herrn Wald, von dem ich einen sehr guten Eindruck habe, gesagt, dass mein Wort zählt.“ Wald erklärt: „Eine Unterschrift ist noch nicht erfolgt, weil Herr Hellmich geschäftlich unterwegs war.“ Der fehlende Wilhelm des Bauunternehmers ist beim Verzicht aber auch gar nicht das größte Problem.
Die größten Schwierigkeiten gibt es derzeit mit den städtischen Tochtergesellschaften. Während die Unternehmen und Sponsoren mit flachen Hierarchien und kurzen Dienstwegen ihre Zusage trotz der versäumten Frist sofort erneuern konnten, steht der Stadt die Bürokratie im Weg. Die Aufsichtsräte hatten dem Erlass bis zum 31. Oktober zugestimmt. Durch das Verpassen der selbstauferlegten Frist ist nun aber eine neue Situation entstanden, die beispielsweise in den Gremien der Stadtwerke erst neu geprüft und diskutiert werden muss. Ein Prozess, der zeitintensiv ist.
Oberstaatsanwalt Nowotsch ist bei anonymen Anzeigen vorsichtig
Aber nicht nur deshalb wird der Vollzug beim Schuldenschnitt wohl noch auf sich warten lassen. Eine anonyme Anzeige erschwert zusätzlich die Verhandlungen mit der Stadt. Oberstaatsanwalt Detlef Nowotsch bestätigte am Mittwoch gegenüber RS den Erhalt der Strafanzeige.
„Wir prüfen jetzt den Sachverhalt und entscheiden danach, ob es einen Anfangsverdacht für eine Straftat gibt.“ Nowotsch ist bei anonymen Strafanzeigen naturgemäß vorsichtig: „Ungewöhnlich sind anonyme Anzeigen nicht, aber der Umgang mit ihnen ist schwierig, weil wir schlicht und ergreifend keine Nachfragen stellen können. Dennoch verpflichten sie uns zu einer Prüfung.“
Das vierseitige Schreiben, das unter anderem auch an die Vertretung der Europäischen Kommission, das Bundesfinanzministerium, NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, den Landtag von NRW, den DFB oder zur Steuerfahndung des Finanzamts Duisburg geschickt wurde, gleicht einer Generalabrechnung eines Insiders. Die Anzeige richtet sich gegen Oberbürgermeister Sören Link, die Duisburger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (DVV), Stadtwerke, alle weiteren städtischen Tochtergesellschaften, den MSV Duisburg sowie die Stadionprojektgesellschaft.
Der Anzeigensteller will den Schuldenschnitt verhindern Die Vorwürfe: Veruntreuung von Geldern zu Lasten der Stadt Duisburg, Insolvenzverschleppung, Amtsmissbrauch. Das Ziel des Anzeigenstellers: „Der Schuldenschnitt zu Ungunsten der städtischen Unternehmen Duisburg ist zu untersagen.“ Das könnte das Aus für den MSV bedeuten. Grund: Das dann entstehende Loch von rund 500.000 Euro wäre kaum zu schließen.
Allerdings dürfen die Zebras hoffen, dass die Anzeige keine Ermittlungen nach sich zieht. Schließlich ist im Zuge des Lizenzentzuges bereits schon einmal eine anonyme Anzeige des wahrscheinlich gleichen Autors gegen Link und den MSV eingegangen. Damals leitete die Staatsanwaltschaft Duisburg mangels eines Straftatbestands kein Ermittlungsverfahren ein. Positiv ist auch, dass die Gespräche mit dem Finanzamt zielstrebig verlaufen sind. Da der MSV in der Vergangenheit erhebliche Verluste einfuhr, müsste ein positives Ergebnis aus dem nach wie vor alternativlosen Schuldenschnitt steuerneutral sein.
Unterm Strich dürfen die Meidericher trotz aller Rückschläge sicher sein, dass die breite Masse der Sponsoren hinter dem Traditionsklub steht. Sollte sich die Stadt wirklich gegen ihr Aushängeschild entscheiden (müssen), kann der Schuldenschnitt bei der Zustimmung des Moratoriums auch ohne sie erfolgen. Das wird dann allerdings noch länger dauern.
Die nächste, unwiderrufliche Frist ist dann der 15. März 2014. Spätestens bis zur Einreichung der Lizenzunterlagen für die neue Saison muss die Lösung gefunden sein, ansonsten ist der Profifußball in Duisburg Geschichte.