Der in Wuppertal geborene Bosnier spielt auch nicht Bundesliga sondern Bezirksliga. Und doch haben beide einiges gemeinsam. Sie sind Vollstrecker, Knipser, Spieler mit der eingebauten Torgarantie. Vor allem aber gilt für beide, trotz unzähliger Anfragen: Vereinswechsel ausgeschlossen.
Vorher vom Verein nie gehört
Dabei war diese Entwicklung vor gut sechs Jahren überhaupt nicht abzusehen. „Bevor ich zum ersten Gespräch hier war, hatte ich vom Verein noch nie gehört“, gibt Ramovic zu und muss ein bisschen schmunzeln. SC Ober-was? Die Sprockhöveler waren damals nach 16 Jahren aus der Bezirksliga in die Kreisliga A abgestiegen. Ramovic spielte in der Landesliga beim SSV Sudberg und war – natürlich - bester Torschütze des Teams. Wieso also der sportliche Abstieg? „Ramo“ spielte nebenbei noch im Betriebssport für den BSV Fritz-Völkel. Das passte für die Sudberger nicht überein. „Aber die Mannschaft meines Arbeitgebers wollte ich nicht aufgeben, deswegen habe ich einen neuen Verein gesucht“, erklärt der Torjäger. Der SCO griff zu.
Die Kreisliga war kein Maßstab für den Angreifer und die Torschützenliste las sich langweiliger als jedes Telefonbuch. 1:0, 2:0, 3:0 - Ramovic. Insgesamt 38 Treffer und der Aufstieg standen am Ende. „Es hat einfach alles gepasst. Jeder Spieler, der zu uns kam, war gut drauf. Das ganze Umfeld ist toll und sehr familiär, Ich habe mich von Anfang an pudelwohl gefühlt“, gerät der inzwischen 27-Jährige ins Schwärmen.
"Es gibt öfters lose Angebote"
Und weil es abseits des Platzes passte, legte er auf dem Platz wieder los. In der ersten Bezirksliga-Saison schoss er wieder 38 Tore und wurde damit erneut Torschützenkönig des Kreises. Spätestens jetzt wurden die höherklassigen Vereine aufmerksam. „Es gibt öfters lose Angebote“, berichtet der Wuppertaler. Vor allem der Oberligist und Nachbar TSG soll häufiger mal Interesse gehabt haben. „Das stimmt, aber die Anfragen sind nicht wirklich konkret. Ich glaube, die wissen ja auch, dass ich sowieso nicht wechseln würde“, winkt der Begehrte sofort ab, „In höheren Ligen bleibt das Menschliche oft auf der Strecke.“
Doch wie bei jeder guten Geschichte muss der Protagonist auch Rückschläge einstecken. Denn aus dieser verflixten Bezirksliga kommen die Obersprockhöveler einfach nicht raus - trotz irren 166 Ramovic-Toren in den letzten Jahren der Meisterschaft. SCO-Vorstandsmitglied und Statistik-Experte Claus Calenberg ist sich sogar sicher: wettbewerbsübergreifend sind es über 250 Treffer. Am Ende reichte es trotzdem nur für die Plätze zwei bis fünf in den vergangenen Jahren. Reizt Ramovic denn die Verbands- oder Oberliga gar nicht? „Reizen tut es mich natürlich. Aber mein Traum ist es, mit dem SCO aufzusteigen“, lässt sich der stämmige Angreifer nicht locken. Es fällt leicht, es ihm zu glauben.
"Für uns ein Ausnahmespieler"
Damit es im sechsten Jahr endlich klappt, wurde „am Schlagbaum“ einiges geändert. Nachdem in der Vergangenheit viele erfahrene Spieler in Obersprockhövel kickten, setzt der Verein nun voll auf die Jugend. „Wir haben starke A-Jugendliche. Dieser Weg gefällt mir richtig gut“, ist auch Ramovic vom neuen Kader begeistert. Sein Trainer Dieter Iske lässt dem erfahreneren Stürmer dabei eine entscheidende Rolle zukommen: „Er ist natürlich für uns ein Ausnahmespieler. Aber nicht nur spielerisch, sondern auch charakterlich. An ihm können sich alle orientieren.“ Es soll endlich rausgehen aus der Liga, in der der Verein, mit einer Mini-Unterbrechung, seit über 30 Jahren feststeckt. „Wenn wir es endlich schaffen, konstanter zu werden und nicht gegen schwächere Mannschaften die Punkte zu verschenken, dann wird es klappen. Wenn nicht diese, dann eben nächste Saison“, ist sich auch der Stürmer sicher. Er selbst trägt weiter eifrig bei. Nach vier Spielen hat er mal wieder sechs Treffer auf dem Konto.
Beim SCO wissen sie natürlich längst, was sie an ihrem „Bomber“ haben. „Spielerisch kann Muhidin sicher Oberliga spielen. Aber für uns und unseren Verein ist er inzwischen vor allem ein Freund geworden“, stellt Calenberg ein glänzendes Zeugnis aus. Zwar wird auch „Ramo“ wohl keinen Anruf mehr von seinem Nationaltrainer erhalten, doch eins hat auch er dank seiner Treffer und seiner Treue geschafft: Er ist das Aushängeschild eines ganzen Vereins.