Hassans Corner

Warum Draxler Kevin-Prince Boateng braucht

Und es war kein Duselsieg oder kam durch äußerst streitbare Schiedsrichterentscheidungen zustande. Der FC Schalke war schlichtweg überzeugend! Gute Leistungen zogen sich angefangen bei Timo Hildebrand bis hin zu Adam Szalai durch. Geschlossen und als Einheit bot die Truppe von Trainer Jens Keller der Werkself nicht nur Paroli, zeitweise wurde diese an die Wand gespielt. Bezeichnend dafür: Torjäger Stefan Kießling wurde komplett aus dem Spiel genommen.

Defensiv stabil Wobei wir auch direkt bei der Defensivleistung der Schalker wären, die beeindruckend war. Im Verbund arbeitete die ganze Mannschaft und jeder half dem anderen. Vor allem der von mir oft kritisierte Japaner Atsuto Uchida gab eine bärenstarke Vorstellung ab. Die Herausnahme von Jermaine Jones stellte sich im Nachgang als absolut richtig heraus. Roman Neustädter und Marco Höger harmonieren zusammen exzellent.

Ähnlich wie auch schon vergangenes Jahr, wo unsere Zentrale Bestnoten einheimste. Als sich Höger dann im letzten Herbst beim Champions-League-Spiel gegen den FC Arsenal (2:0) in London verletzte, rutschte das Team in ein großes Loch. Nun darf sich dieses Duo erneut beweisen, die Performance am Samstag lässt zuversichtlich nach vorne blicken. Ebenfalls wieder einer der Besten: Jefferson Farfan. Der Peruaner zeigte einmal mehr wie wertvoll er für diesen Klub ist. Ein dickes Lob verdiente sich zudem auch Stürmer Adam Szalai, der in bester Kevin-Kuranyi-Manier viele Wege ging und Bälle eroberte. Eine glänzende Vorstellung, trotz schmerzender Hand.

Christian Fuchs wird Stammplatz verlieren Das ist eine kühne Einschätzung, jedoch wird Jens Keller nach der glänzenden Vorstellung von Neuzugang Dennis Aogo nicht viel anderes übrig bleiben. Dieser machte die oft löchrige linke Seite dicht und gab viele Impulse im Offensivspiel. Der Ex-Hamburger hat seine Chance genutzt. Keller adelte Aogo und attestierte diesem ein „Riesenspiel“ gemacht zu haben. Heißt wohl nichts anderes als der erneute Stammplatzverlust von Christian Fuchs.

Durch Schalke 04, insbesondere die Mannschaft, ging ein absoluter Ruck. Dies spürten auch die Fans im Stadion. Dort herrschte eine atemberaubende Stimmung. Die Erleichterung und Freude nahezu greifbar. So schnell wischen die Schalker Ihre Probleme weg? Nicht wirklich, auch dieser Sieg gegen Bayer Leverkusen war nur ein weiterer Schritt in die richtige Richtung. Dennoch taugt dieser Sommerabend dazu, das Ruder nun komplett herumzureißen. Ein gewisser Spieler hat dabei auch etwas geholfen.

Boateng soll mehr als nur Spieler sein Kevin-Prince Boateng debütierte im Spiel gegen Bayer Leverkusen und zeigte eine Präsenz, offenbarte eine Aura, die kein anderer Spieler im Kader des FC Schalke 04 hat. Sein Transfer ist für den Revierklub allerdings in mehrfacher Hinsicht von Vorteil. Der Ghanaer ist ein brillanter Fußballspieler, seine Qualitäten bringen das Team weiter. Profitieren wird aber im Großen der junge Julian Draxler. Der 19-Jährige schleppte sich durch die ersten drei Bundesligaspiele, es wirkte, als sei die Last auf seinen Schultern zu schwer. Ihm vertrauen die Trainer, die Mitspieler und die Fans. Erwartungen werden an ihn gestellt, die Gegner haben ihn im Auge – Julian Draxler steht in der Verantwortung und im Fokus des europäischen Fußballs. Ihm fehlt jedoch noch die Konstanz. Gegen PAOK Saloniki überragend, in der Bundesliga davor mit dem Team abgesoffen.

Irgendwas bleibt dann haften, Dinge müssen verarbeitet werden. Zeit bleibt dazu aber meistens nicht, denn es geht Schlag auf Schlag – so ist das Profigeschäft. Nun hat der Gladbecker in Kevin-Prince Boateng einen erfahrenen Wegweiser, eine Stütze und Hilfe auf dem Platz. Jemand der die Verantwortungen kanalisiert, der sie zur Not alleine trägt. Julian Draxler hat keine solch immense Last mehr auf seinen Schultern, wie es vor der Boateng-Verpflichtung war. Der Youngster wird sich zwar nicht in seinem Schatten aufhalten, dafür hat der Dribbelkünstler zu große Fähigkeiten, aber der Fokus der Gegner verschiebt sich auf den Neuzugang. Dies bietet optimale Voraussetzungen, sich weiter positiv zu entwickeln. Und genau das hat Julian Draxler gebraucht.