Nin haben die Ultras Gelsenkirchen eine Pressemitteilung verfasst.
Die Mitteilung der Ultras im Wortlaut:
Pressemitteilung: Polizeieinsatz in der Nordkurve beim Champions- League Qualifikationsspiel Schalke 04 gegen PAOK Saloniki am 21.08.2013.
Bereits heute Nacht haben wir auf unserer Internetseite kurz Stellung zu den Vorfällen beim Champions League-Qualifikationsspiel Schalke 04 gegen PAOK Saloniki genommen. (www.ultras-ge.de ) Nach der von heute Morgen veröffentlichten Pressemitteilung der Polizei möchten wir noch einmal näher auf die Geschehnisse eingehen. Wie bekannt sein dürfte, besteht seit Jahren eine Freundschaft zwischen Ultras Gelsenkirchen und Komiti Skopje. Seit Beginn des Spiels hing vor unserem Block eine Fahne unserer Freunde aus Skopje, genauer gesagt von der Untergruppe Komiti Düsseldorf.
In der Halbzeitpause sind Vertreter von Schalke 04 an uns herangetreten, dass sich die Gäste aus Saloniki von der Fahne provoziert fühlen und die Polizei uns die Wahl überlassen würde, ob die Fahne freiwillig abgehängt wird oder dies durch die Polizei geschieht. Die Polizei schildert auch in ihrer Pressemitteilung, dass es seitens der Gäste die Drohung gab, dass Spielfeld oder die Nordkurve gestürmt werden würde, insofern die Fahne weiterhin vor unserem Block hänge. Außerdem wäre eine deeskalierende Kommunikation mit den Gästen nicht mehr möglich gewesen.
"Massenpanik in Kauf genommen"
Die Polizei schreibt in ihrer Meldung weiter, dass die Sicherheit von Leib und Leben zahlreicher Zuschauer in Gefahr gewesen wäre, wenn die Fahne weiterhin an ihrem Platz gehangen hätte. Sowohl im Stadion als auch nach dem Spiel konnten wir auch keine erhöhte Aggression der griechischen Gäste aufgrund dieser Fahne feststellen. Die Polizei hat sich hier einzig und allein auf die Einschätzung der anwesenden griechischen Beamten verlassen, die sich selber provoziert gefühlt und damit die Lage sicherlich nicht objektiv eingeschätzt haben. Es stellt sich auch die Frage, wieso es nach dem Spiel nicht die bei Champions League Spielen übliche Blocksperre für die Gästefans gab, wenn so ein Aggressionspotential in der Luft lag. Daher ist es für uns unbegreiflich, warum dann die Polizei in einem Großaufgebot aggressiv über vier Zugänge in die Nordkurve stürmt und dort zahlreiche Unbeteiligte verletzt und in Gefahr bringt. Sie hat hier eine Massenpanik in Kauf genommen, anstatt den Gästebereich zu sichern, so dass ein Sturm der Nordkurve oder des Spielfeldes nicht möglich ist.
Stattdessen wird die Nordkurve der Schalker Fans gestürmt, in der es seit Jahren keine größeren Ausschreitungen mehr gab, als die laut eigenen Aussagen aggressiven Gästefans in Schach zu halten. Dieses wäre sicherlich auch die einsatztechnisch leichtere Variante gewesen. Beim Einmarsch der Polizei waren vielleicht noch 15 Minuten zu spielen. 75 Minuten waren ohne größere Zwischenfälle gespielt. Als Folge sind laut Angabe des DRK etwa 80 verletzte Personen, wobei eine weibliche Person die Nacht aufgrund des massiven Pfefferspray-Einsatzes auf der Intensivstation verbringen musste. Ein weiteres Bild im Internet zeigt auch, wie die Polizei bereits beim Einmarsch in den Block von oben dort stehende Schalke-Fans rabiat bei Seite stößt, ohne dass diese mit dem Vorfall irgendetwas zu tun haben oder überhaupt auf einen Polizeieinsatz vorbereitet waren.
Für diverse Einsatzkräfte der Polizei schien der Einsatz auch eine willkommene Einladung zu sein. Das äußerst aggressive Auftreten und diverse körperliche Attacken einzelner Polizisten lassen keinen anderen Eindruck zu. In dem auf unserer Seite verlinkten Video ist ferner zu sehen, wie selbst den Rettungskräften der Zugang zu Verletzten erschwert wird und die Rettungskräfte selber Opfer von Pfefferspray-Attacken der Polizei werden und den Einsatz abbrechen müssen, um sich selbst zu versorgen. Festhalten müssen wir zudem noch, dass die Fahne nicht bewusst aus Provokation gegenüber den Gästen aus Griechenland präsentiert wurde, sondern in der Vergangenheit schon mehrfach bei Heim- und Auswärtsspielen im Bereich unserer Gruppe zu finden war, wenn Gäste aus Skopje anwesend waren. Dies im Übrigen nicht nur bei internationalen Spielen, sondern unter anderem auch bei Spielen in der Bundesliga.
"Fahne weder verfassungsfeindlich noch verboten"
Darüber hinaus hat Schalke, aufgrund der bekannten Verbindungen, auch im Mai ein Testspiel in Skopje gegen Vardar Skopje absolviert. Aus diesem Grund stand es für uns zu keinem Zeitpunkt zur Diskussion, unseren Freunden mitzuteilen, dass ihre Fahne jetzt nicht mehr im Stadion hängen darf. Ganz davon ab, dass die Fahne in Deutschland weder verfassungsfeindlich noch verboten ist. Die Einschätzung der Polizei hinsichtlich einer möglichen Volksverhetzung scheint damit völlig haltlos. Auch die mazedonische Botschafterin Kornelija Utevska-Gligorovska äußerte sich gegenüber der FAZ irritiert über die Einschätzung der Polizei Gelsenkirchen.
Dass die Polizei in ihrer Mitteilung von einem absolut verhältnismäßigen Einsatz spricht, ist für uns nach den Ereignissen völlig unbegreiflich. Neben mehreren unbeteiligten Verletzten wurden vielen Schalkern der Spaß und die Freude an dem Spiel genommen, weil sich die Polizei der Drohung der Gästefans wegen einer legalen Fahne gebeugt hat. Wenn die Polizei davon spricht bereits mehrere Tatverdächtige identifiziert zu haben, hoffen wir, dass sie diese auch bei den von ihr eingesetzten Polizeikräften finden wird. Bild- und Videomaterial von polizeilichen Verfehlungen dürften ausreichend vorhanden sein. Man kann vielleicht auch zu der Erkenntnis kommen, dass der Einsatz der Polizei gar nicht so unrecht war. Anfang August hat der DFB, auf Druck von Polizei und Politik, 32 Stadionverbote gegen Schalke-Fans aufgrund der Ereignisse am Flughafen Dortmund am 06.03.2013 erteilt. Durch den intensiven Einsatz der Verantwortlichen von Schalke 04 konnte erwirkt werden, dass die Stadionverbote für Heimspiele keine Gültigkeit besitzen. Dies wird der Polizei Gelsenkirchen sicherlich nicht gefallen haben und man hat den Nachweis erbringen müssen, dass diese 32 Personen eine Gefahr für die Sicherheit im Stadion darstellen.
Wir werden den Einsatz auf jeden Fall nicht einfach so hinnehmen und hoffen auch, dass der Verein und alle weiteren beteiligten Institutionen den Einsatz hinterfragen und aufklären.
Ultras Gelsenkirchen, 22.08.2013