Michael Laletin, Markus Heppke, Vincent Wagner, Benedikt Koep und allen voran Christian Knappmann: Alle waren Sie am Zaun, schlichteten, baten um Nachsicht und suchten nach Erklärungen für das scheinbar Unerklärliche. Schiedsrichter Bastian Börners Schlusspfiff nach dem 4:3 (1:2)-Sieg der Düsseldorfer U23 eröffnete eine dritte Halbzeit mit Zündstoff. Vor allem wie sich die Kurve mehrheitlich auf Trainer Waldemar Wrobel eingeschossen hat, geht nicht an den Verantwortlichen vorbei: "Natürlich bekomme ich das mit. Ich bin ja nicht taub! Es waren ja nicht zwei Leute, auch nicht drei. Das müssen wir nicht beschönigen. Ich habe es gehört und habe es zur Kenntnis genommen", sagte Wrobel selbst. Aber natürlich ging das tiefer. Für diese Einsicht bedarf es keines Psychologen. Daher gestand Wrobel offen, dass ihn die harsche Kritik traf: "Ich habe Verständnis für Unzufriedenheit, gerade wenn man sich so stark mit dem Verein identifiziert und mit großer Euphorie in die Saison geht. Aber wir sind auch nur Menschen und das geht nicht spurlos an einem vorüber."
Doch noch immer schwebte über allem die Frage nach dem Warum. Schier unerklärlich, wie Rot-Weiss Essen diese Partie überhaupt noch aus der Hand geben konnte. Völlig rätselhaft, wie die Gäste im Spiel gegen den Ball nach der Pause jede Linie verloren und mit den Fortunen, die sie lange Zeit weitgehend dominiert hatten, plötzlich heillos überfordert waren. Nachdem Marcel Platzek (3.) und Michael Laletin (21.) mit ihren Toren den Grundstein für einen vermeintlich ruhigen Nachmittag gelegt hatten, brachte Eren Taskin (36.) das gesamte Spielkonzept ins Wanken.
Besprochenes wird nicht umgesetzt
Wie RWE phasenweise verteidigte, war schlichtweg abenteuerlich und die Düsseldorfer konnten wohl selbst kaum glauben, wie viele Freiheiten ihnen zugestanden wurden. Ben Halloran (53.) und erneut Taskin (68.) drehten das Spiel. Der eingewechselte Alexander Langlitz (82.) egalisierte nach einem Eckball und stellte so zumindest ein versöhnliches Ende in Aussicht. Aber selbst dazu reichte es nicht. Muhammet Karpuz (88.) besiegelte, was irgendwie programmiert schien und zu diesem Essener Auftritt passte. Dass Roberto Guirino sich zudem mit einer unnötigen Gelb-Roten Karte für das Heimspiel gegen Aachen disqualifizierte, war dann sogar beinahe egal.
Auch der Trainer hatte keine schlüssige Erklärung für den Einbruch: "Das Desolate ist, dass die Tore genauso fallen, wie wir es thematisiert haben. Wir haben besprochen, dass Fortuna mit Erat und Halloran überragende Außen hat. Wir haben es aber nicht hingekriegt. Man sieht ja, wie verunsichert die Mannschaft ist. Wie es dann hinten raus gelaufen ist, ist natürlich alles andere als schön."
Erklärungen können die Stimmungslage derzeit aber nur schwer beruhigen. RWE steht nach drei Spielen auf einem Abstiegsplatz. Gegen Alemannia Aachen muss am Freitag ein Sieg her, sonst droht ein Spießrutenlauf.