Besser hätte die Begegnung nicht beginnen können. Einen Eckball verlängerte Patrick Owomoyela per Kopf, dann herrschte leichte Unordnung im Strafraum, die Marvin Bakalorz ausnutzte und einfach mal draufhielt (8.). Der ausgelassene Jubel vor dem gut gefüllten Fanblock machte schon deutlich, mit wieviel Anspannung die Borussen in die Partie gingen.
Die Dortmunder waren vom Support ihrer Anhänger sichtlich angestachelt, waren immer in Bewegung, nahmen jeden Zweikampf an. Allerdings glichen die ersten 20 Minuten einem regelrechten Ritt auf der Rasierklinge, schließlich liefen die Schwarz-Gelben ihren Gegner sehr früh an, sodass die Defensive viel mitlaufen musste, um die sich daraus ergebenden Räume zu schließen und den Erfurtern keine Konter zu ermöglichen.
Eine gute Gelegenheit, den Spielstand in die Höhe zu schrauben, hatte der BVB nach einem Freistoß von Kerem Demirbay, der erstmals seit seiner Verletzung im Spiel gegen den Chemnitzer FC wieder in der Startelf stand. Sein Ball von halbrechts segelte durch den gesamten Strafraum und fand am zweiten Pfosten Bakalorz. Doch dessen aufgesetzter Kopfball sprang dann knapp über den Kasten (25.).
Buchstäblich aus dem Nichts fiel dann der Ausgleich. Mit einem schnell ausgeführten Freistoß überraschte Nils Pfingsten-Reddig die nach Verletzung von Owomoyela vorübergehend dezimierte Dortmunder Hintermannschaft, Aykurt Öztürk spitzelte den Ball aus wenigen Metern an BVB-Keeper Zlatan Alomerovic vorbei und Rico Benatelli erreichte das Spielgerät erst, als es schon die Torlinie überquert hatte (37.).
Der zweite Durchgang sollte es dann in sich haben. Die erste Aufregung entstand, als Erik Durm nach einem vorzüglichen Steilpass von Demirbay allein auf das Tor der Gäste zulief und nach einem Zweikampf zu Boden ging. Die Dortmunder forderten vehement Strafstoß, doch stattdessen wurde Durm wegen vermeintlicher Schwalbe mit Gelb verwarnt. Den Elfmeter gab es dafür nur wenige Minuten darauf auf der Gegenseite, als Schiedsrichter Patrick Alt das Zweikampfverhalten von Koray Günter gegen Öztürk als regelwidrig einstufte. Die Borussen bestürmten den Unparteiischen und seinen Assistenten, doch es nützte alles nichts und Erfurt ging in Führung.
Danach nahm die Partie noch mehr an Fahrt auf. Erst sah Marius Strangl nach hartem Einsteigen gegen Bakalorz von hinten die Rote Karte, dann landete eine verunglückte Flanke bei Marvin Ducksch, der den Ball mit vollem Risiko nahm und ihn volley zum 2:2-Ausgleich in die Maschen drosch. In der Folge drehte der BVB richtig auf und nach perfektem Zusammenspiel mit Marcel Halstenberg stand Durm plötzlich mutterseelenallein vor RWE-Keeper Andreas Sponsel und markierte zur Freude der 1.963 Zuschauer 20 Minuten vor Schluss das 3:2. Von da an ließen die Gastgeber nicht mehr locker, schnürten Erfurt in ihrer Hälfte ein. Bajner hatte sogar noch das 4:2 auf dem Fuß, als Jonas Hofmann sich zur Grundlinie durchtankte, doch der Ungar konnte den Ball drei Meter vor dem Tor nicht mehr unter Kontrolle bringen und schoss drüber.
Doch als die Dortmunder auf der Euphoriewelle ritten ließ sich Günter zu einem unüberlegten Einsteigen tief in der Erfurter Hälfte hinreißen und kassierte dafür Gelb-Rot. Kurz vor Schluss erzielte Bajner dann doch tatsächlich noch nach perfekter Vorarbeit von Durm das 4:2, da störte es auch nicht mehr groß, dass Erfurt vor dem Schlusspfiff noch der Anschlusstreffer gelang. "Das war hoffentlich die Initialzündung für einen erfolgreichen Schlussspurt", blickte Alomerovic nach dem Spiel schon wieder nach vorne. "Aber ich denke man hat gesehen, dass wir den Sieg unbedingt wollten." Und BVB-Coach David Wagner bekannte: "Das beste an der ersten Halbzeit war das Ergebnis. Aber im zweiten Durchgang war es Borussia Dortmund: Kampf, Leidenschaft, Moral."