Also muss er streng genommen der Wegbereiter der Kommerzialisierung sein. Oder nicht? Wir sprachen mit ihm über optische Nachteile, Fast-Food-Fußballfans und WM-Endspiele in der zweiten Liga.
Ulli Potofski, wie fühlt man sich als Gesicht der Kommerzialisierung im Fußball?
Ich würde abstreiten, dass ich das bin. Dass es so gekommen ist, hat nichts mit mir zu tun. Es ist ja richtig, dass ich es indirekt mit losgetreten habe. Aber wenn ich es nicht gewesen wäre, dann eben ein anderer. Und genau genommen fing das schon mit dem Start der Bundesliga 1963 an, als Schalke neben Günter Hermann auch noch den Reservisten Hans-Georg Lambert für die erlaubte Höchstsumme von 50.000 D-Mark verpflichtete.
Hat mit Anpfiff aber nicht die totale Kommerzialisierung des Fußballs begonnen?
Ja, natürlich ist das so. Aber das lag nicht an mir, sondern an der Zeit. Dass ich dummerweise der erste war, der das umsetzen musste, war Glück und Pech zugleich. Und wer behauptet, dass bis dahin kein Geld gezahlt wurde, der irrt.
Wie haben Sie die Anfangszeiten von Anpfiff erlebt?
Anpfiff war sehr umstritten, anstrengend, aber auch sehr lustig. Ich habe es geliebt, das zu machen. Wir haben in einer naiven Form begonnen, weil wir geglaubt haben, dass wir einfach mal alles anders machen und alles in die Grütze hauen, was die Sportschau bis dahin gemacht hat. Das haben die Leute natürlich nicht begriffen. Zum Teil gab es dafür mächtig Kritik, mitunter auch zurecht. Teilweise lag die Kritik aber auch darin begründet, dass ich immer ein Non-Konformist gewesen bin.
Inwiefern?
Dass ich nicht angepasst gewesen bin, hat man ja allein schon an meiner Optik gesehen. So wie ich gekleidet war und die Haare getragen habe, durfte man eigentlich nicht ins Fernsehen gehen. Aber ich habe es einfach gemacht, weil mir wurscht war, was die Leute gedacht haben.
War Ihre Optik nicht ein guter Weg, um sich von der muffigen Sportschau abzuheben?
Ja, das schon. Aber der Fußball war in dieser Zeit ein bisschen auch ein Spießer-Sport. Die Zuschauer waren es gewohnt, dass Heribert Faßbender und die anderen sehr korrekt daherkamen. Und dann war ich da und sah so aus, dass manche Leute richtig Angst vor mir hatten. All die Finanzbeamten und Polizisten haben erst mal einen Schreck bekommen. Daher war das auch ein Nachteil. Ich hatte aber das Glück, das ich die Rückendeckung der Geschäftsleitung besaß.
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