Vom Publikumsliebling zum Judas. Lukas Nottbeck ist dem Lockruf des Geldes erlegen. Der Kapitän hat auf einem benachbarten Luxuskreuzer angeheuert, der horrende Feiertagszuschläge offeriert. Die Fan-Seele kocht. Wie kann er nur? Klar, es hätte ja nicht ausgerechnet die Viktoria sein müssen, Essen wäre gerade noch akzeptabel gewesen. Aber letztendlich ist es business as usual. Er war der Erste, er wird nicht der Letzte sein. Dass er das Fortuna-Wappen auf dem Trikot nach seinem Tor gegen Siegen küsste. Geschenkt! Wes Brot ich ess, dess Lied ich sing. Etwas mehr als zehn Jahre hat Nottbeck Zeit, um seinen Beruf auszuüben. Danach wird er für den Job Fußball-Profi Dienst untauglich geschrieben. Bis dahin muss der Zaster rollen. Egal wo, egal wie. Dass den Fußball-Romantikern bei so einem Wechsel zum Lokalrivalen das Herz blutet, ist verständlich. Aber eigentlich ist das was für weltfremde Theoretiker. Denn die Spieler sind und bleiben Söldner. Die Zeiten eines Charly Körbel sind vorbei. Sogar schon in der Kreisliga.
Ein Investor zieht sich zurück. Im Geschäftsleben ein normaler Vorgang. Seine Beweggründe sind nachvollziehbar. Er hat Millionen in einen beinahe bankrotten Verein gesteckt. Als er kam, gab es nicht mal mehr Geld für Briefpapier. Er wäre fast mit der Fortuna in den Qualifikationsspielen zur 3. Liga gelandet. Lotte hatte aber auf der Zielgerade den längeren Atem. Ein Versuch war es wert. Das wäre vor ein paar Jahren, als der Fahrer des Mannschaftsbusses noch die Adresse von Rhenania Eschweiler in sein Navi eingeben musste, undenkbar gewesen. Für den Investor war der Return of Investment nicht mal annähernd erreichbar. 1.000 Zuschauer im Schnitt decken gerade mal die Stadionkosten. Es sollte ihm keiner gram sein, eher dankbar für eine überragende Saison nach vielen tristen Spielzeiten seit der Jahrtausendwende.
Schuldenfrei in der Fehlkonstruktion 4. Liga Nun werden die Südstädter den Gürtel enger schnallen müssen. Es gibt künftig wieder Bratwurst statt Kaviar-Häppchen. Auch das kann munden. Ein Regionalligist vom Formate eines SC Verl oder eines SC Wiedenbrück. Das kann, muss und sollte das Ziel der Kölner sein. In der Geldverbrennungsmaschine Regionalliga West gibt es, mal abgesehen von den zweiten Mannschaften, außer Rot-Weiss Essen keinen! Verein, der sich von innen heraus diese Luxusklasse leisten kann. Fortuna ist schuldenfrei. Ein Qualitätsmerkmal in dieser Fehlkonstruktion 4. Liga.
Der Klub, der auf so eine stolze Fußball-Vergangenheit verweisen kann, muss sich jetzt auf seine Stärken konzentrieren. Das ist neben einer kleinen, aber ungemein verschworenen Fan-Gemeinschaft, einem positiv bekloppten 1. Vorsitzenden, auch die sehr gute Nachwuchsarbeit. Den Unterbau gilt es weiter zu fördern. Für Weltuntergangsstimmung gibt es keinen Anlass. Das Ganze wird einfach nur auf ein tragbares Maß reduziert. Nicht mehr und nicht weniger.