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RWE: Am 20. Mai feiern und Schicht im Trainer-Schacht
Was ist Trennungsschmerz? Schreier für Köstner?

RWE: Am 20. Mai feiern und Schicht im Trainer-Schacht

Trennungsschmerz! Meistens vergeht genau diese Emotion schneller als man glaubt. Manchmal geht man getrennte Wege und niemand verzieht verletzt die Gesichtszüge und heult ins Kissen. Die Spielzeit in der zweiten Fußball-Bundesliga endet genau am 20. Mai, ein Sonntag, um ungefähr 15.47 Uhr, nehmen wir einmal an, "all inclusive", also mit Nachspielzeit. Rot-Weiss Essen hofft, dass man nach diesem potenziellen Endspiel beim MSV Duisburg weiter in der aktuellen Liga aufläuft. Es wird wohl so bleiben, dass Coach Lorenz-Günther Köstner bis zu diesem Tag auf der Bank sitzt. Wer die Atmosphäre im Club beleuchtet, der findet nicht die Spur eines Argumentes, dass die Liaison - die einfach mächtig belastet ist - viel länger dauert.

Auch wenn sich der eigentlich bis zum 30. Juni datierte Vertrag des Fußball-Lehrers im Rettungsfall um ein Jahr verlängert. Eine Scheidung dürfte es trotzdem geben. Bis dahin wird Köstner - der sich dann den rot-weißen Rettungs-Skalp an den Gürtel heften kann - die Spur halten wollen. Das Team ohnehin. Man muss dem Mann zugute halten, er erwies sich in den letzten Wochen als Katze, hatte gleich mehrere Leben, er hüpfte von Spieltag zu Spieltag, obwohl er schon längst über die Klinge springen sollte.

Freunde hat Köstner bei den Bossen im Club nicht mehr, zu oft wurde sich mehr als gerieben, die Argumentationsstränge der Parteien waren wie zwei Parallelen in der Mathematik, denen man unterstellt, dass sie sich im Unendlichen treffen. Fakt: Eine Übereinkunft gibt es nicht. Es ist die bekannte Zweckgemeinschaft, eine "Win-Win-Situation" - allerdings nur so lange, wie die Chance besteht, dem Traditionsverein die zweite Liga zu halten.

Und keine Frage, diese Möglichkeit ist da, sogar ganz konkret, Köstner darf und wird darauf verweisen, sollte am Ende der Saison Platz 14 herausspringen, wird keinem Fan die eventuelle Art und Weise des Miteinanders, das stellenweise nicht ansatzweise eines war, interessieren. Und das ist auch richtig, man könnte meinen, es zieht der Spruch vom Zweck, der die Mittel heiligt. Naja! Erbaulich wird dann die Formulierungskunst bei der Verabschiedung sein.

Und noch eine Zweckgemeinschaft gibt es bis zum Saisonende, ganz woanders, nämlich in der Hauptstadt! Dort haben Union Berlin und sein Trainer Christian Schreier eine Verbindung, die normalerweise noch bis zum 30. Juni 2008 datiert, allerdings alles andere als "eisern" ist. Club und Coach gehen am Ende der Saison unterschiedliche Pfade, das steht seit Mitte der Woche fest, am Spielzeitabschluss reicht man sich die Hände. Alles basierend auf der Initiative Schreiers, der private Motive ins Feld führt. "Über die Gründe meines vorzeigen Abschieds haben der Verein und ich Stillschweigen vereinbart." Eine Ruhe, die in der Boulevard-dominierten Metropole eine mediale Unmöglichkeit darstellt - deshalb kommt so einiges raus. Warten wir doch einmal ab, was da so dran sein könnte.

Schreier wurde am 4. Februar 1959 in Castrop-Rauxel geboren, also im tiefsten Ruhrgebiet. Schreier ist ein Pendler, der Wohnort der Frau ist in Bochum-Wattenscheid, auf die Dauer ist ein Engagement im Osten der Republik so nicht erquicklich. Seinen Job in der Bundeshauptstadt trat Schreier am 26. April 2006 an, stieg mit Union aus der Oberliga Nord in die Regionalliga Nord auf. Dirk Zingler, Präsident, formuliert ein gutes Zeugnis: "Wir sind mit der Arbeit von Christian zufrieden." Und will nichts von Zwang der Vertragserfüllung wissen. Eine Parallele zu Rot-Weiss Essen, dort wird auch niemand Trainer Köstner zwingen, im Falle des Klassenerhalts seinen dann ausgedehnten Kontrakt einzuhalten.

Aber zurück zu Schreier, der natürlich nach Höherem strebt als Drittklassigkeit, Union ist schließlich dafür bekannt, nicht viele Moneten im Tresor zu haben. Und das unzweifelhafte Kult-Flair des Vereins scheint ihn nicht zu halten. Denn er hat ja private Gründe zu gehen. Näher an Bochum-Wattenscheid hätte er schon ziehen können, wenn Union nicht die Freigabe für den SC Paderborn verweigert hätte, der den 48-Jährigen im vergangenen Herbst haben wollte (150000 Euro Ablöse waren zu happig). Auch Braunschweig wurde genannt, allerdings ist die Eintracht ein konzeptioneller Scherbenhaufen, auf den man sich nicht wirklich einlassen möchte.

Schreier will den nächsten Karriereschritt, will sich seiner aktiven Laufbahn annähern, die ihm für Bayer Leverkusen und den VfL Bochum 331 Bundesligaspiele einbrachte (106 Tore), Als Trainer war er vor der Station Union beim FC Schönberg (Oktober 96 - Juni 98) und dem MSV Neuruppin (Juli 2004 - April 2006) - immer musste Erfolg konstatiert werden, die Aufstiegsrunde zur Regionalliga war immer dabei, der Landespokal auch. In der dritten Liga landete Schreier dann mit Union. Und jetzt???

Wie gesagt, Schreier, der seine Laufbahn 1997 beim damaligen Nordrhein-Oberligisten FC Wegberg-Beeck beendete, vorab 1988 Europapokalsieger mit Leverkusen gegen RCD Espanyol Barcelona wurde, will nach oben, Essen will oben bleiben. Im Gegensatz zu Köstner würden sich in diesem Fall die beiden Lebenslinien Schreier und RWE schneiden! Den Weg zur Hafenstraße kennt Schreier nur zu genau, schließlich lief er bereits einmal für RWE auf (Juli 94 - September 96), genau wie im übrigen auch im Adlertrikot bei den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles und 1988 in Seoul (Rekordhalter mit 22 Spielen). 88 holte dieses Team die Bronzemedaille. Logisch, dass Unterklassigkeit nervt, genau wie Essen eine erneute Drittklassigkeit an den Rand des Nervenzusammenbruchs bringen würde.

Beides soll nicht sein, am morgigen Freitag wird in Berlin medial darüber berichtet, dass Schreier und RWE sich gut leiden können. Eine Konstellation, die nicht auf Köstner zutrifft. Noch nicht, denn wenn sich der Mann mit dem Klassenerhalt gen Heimat verabschiedet, wird ihm jeder Offizielle nach dem MSV-Match permanent in sein Nachtgebet aufnehmen - warum auch immer.

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