Im RS-Interview erzählt die Ex-Nationalspielerin von ihren Zukunftsplänen.
Melanie Hoffmann, wenn Sie Ihre Anfangszeit mit heute vergleichen, wie hat sich der Frauenfußball verändert? Gravierend! Als ich angefangen habe war es üblich, zwei bis dreimal die Woche zu trainieren. Heute ist der Sport viel athletischer und schneller geworden. Wir trainieren teilweise sogar zweimal täglich. Wenn man sieht, was für leistungsstarke Küken aus den Jugendmannschaften hochkommen, dann kann man das mit der Spielstärke aus meiner Anfangszeit gar nicht vergleichen. Frauenfußball damals und heute, das sind mittlerweile zwei kategorisch unterschiedliche Sportarten.
Sie spielen seit 2005 für die SGS Essen. Wie hat sich der Verein entwickelt? Auch hier waren die Strukturen damals anders. Der Verein schaffte 2004 ganz überraschend den Aufstieg in die Bundesliga. Wir müssen immer kleine Schritte gehen, da für mehr die finanziellen Möglichkeiten einfach fehlen. Aber der Klub hat Perspektive – viele junge Spielerinnen finden den Weg zu uns. Nicht umsonst werden wir oft als Ausbildungsverein bezeichnet.
Was können Sie den zahlreichen Nachwuchs-Talenten empfehlen? Mein Rat: Kommt zur SGS und macht nicht den Fehler, direkt zu den Topklubs der Bundesliga zu wechseln. Hier bekommen aufstrebende Talente die Chance, Spielpraxis zu sammeln. Der Trainer Markus Högner nimmt sich viel Zeit für unsere jungen Hüpfer und setzt ganz klar auf die Jugend. Wäre Linda Dallmann zum Beispiel direkt zu Potsdam oder Wolfsburg gewechselt, wäre sie wahrscheinlich nur ab und zu in der 80. eingewechselt worden. Wenn man sieht, wie Linda sich hier in einem Jahr entwickelt hat – das ist unglaublich.
Linda Dallmann spielt aktuell auf Ihrer Position, wie beurteilen Sie die Leistung der 19-Jährigen? Linda ist für mich ein absolutes Ausnahmetalent. Sie wird noch ein zwei Jahre brauchen, bis sie ihr volles Potenzial abrufen kann, aber ich bin zuversichtlich, dass sie meine Position in Zukunft komplett übernehmen kann. Das wird auch nötig sein, denn ewig werde ich nicht mehr spielen.
Ihr Vertrag läuft am Ende dieser Saison aus. Denkt man mit 38 Jahren nicht langsam an ein Karrierende? Ich habe immer gesagt, dass ich aufhören werden, sobald die Vier vorne steht. Diese Grenze erreiche ich nächstes Jahr. Mein Trainer hat mich gefragt, ob ich noch ein Jahr machen will. Unterschrieben ist noch nichts, aber ich denke, ich werde das Angebot annehmen.
Würden Sie sich selbst als Ryan Giggs des Frauenfußballs bezeichnen? Sie haben ja sogar am gleichen Tag wie der ManU-Star Geburtstag. Die Parallelen sind schon lustig. Grundsätzlich ist es eher unnormal das eine Frau mit Ende 30 noch im Profifußball spielt. Normalerweise beenden Frauen schon vorher die Karriere, weil sie sich auf ihre Familienplanung konzentrieren wollen. Aber da dies bei mir aktuell nicht auf der Tagesordnung steht und ich immer noch Lust aufs Kicken habe, werde ich meine Karriere noch nicht beenden.
Also darf sich die SGS Essen auch nächste Saison über Sie im Team freuen? Ja, das Feuer ist noch nicht erloschen. Ich habe noch immer dieses Kribbeln in meinen Füßen. Mich zwingt derzeit eine Verhärtung im Oberschenkel zum Zuschauen – das macht mich einfach wahnsinnig. Deshalb freue ich mich über das Angebot der Vertragsverlängerung.
Sie haben eine Trainer-B-Lizenz. Ist das Ihre Zukunft? Ich weiß nicht, ob ich dazu in zwei Jahren Lust habe. Der Gedanke an der Außenlinie stehen zu müssen und nicht aktiv ins Spielgeschehen eingreifen zu können – nein, so weit bin ich noch nicht.
Wo sehen Sie sich in fünf Jahren? Wenn ich wirklich mit dem Fußball aufhöre, mache ich einen eigenen Blumenladen auf. Sollte ich es nicht schaffen, vom runden Leder loszukommen, dann werde ich sicher als Trainerin einer Mannschaft des SGS arbeiten. Ich werde den Essenern auf jeden Fall treu bleiben.