Kann der Klub die Liquiditätslücke von über drei Millionen Euro nicht kurzfristig schließen, müsste Duisburg bereits im Winter Insolvenz anmelden.
Das ist das erschreckende Ergebnis der Dienstagssitzung, an der alle Gremien des Vereins und der KGaA, die Stadion-Gesellschafter sowie die Wirtschaftsprüfungsunternehmen Ernst & Young und KPMG teilgenommen haben.
„OP am offenen Herzen“
Wurde bislang die dramatische Wirtschaftssituation von einigen Verantwortlichen geschönt oder nicht realistisch zur Kenntnis genommen, ist die Zeit der Ausreden nun vorbei. Es ist fünf vor Zwölf und die Existenz des MSV ist mehr als gefährdet.
Seit Jahren berät Ernst & Young den MSV, hat dem Klub nun aber das Testat verweigert. In diesem Papier würde bestätigt, dass die laufende Saison finanziell gesichert sei. Für die Zebras ist das ausgebliebene Zeugnis ein Genickschuss. Gleichzeitig ist die „KPMG“ aufgrund der Intervention der Banken an Bord, um festzustellen, ob der MSV überhaupt noch zukunftsfähig, oder ob die Insolvenz der einzige Ausweg ist.
Folglich ist der Traditionsverein klinisch tot. „Es ist zumindest eine Operation am offenen Herzen“, verdeutlicht Utz Brömmekamp. Als Vertreter und Sanierer der GEBAG, die Anteile am Stadionprojekt besitzt, kennt sich der Fachmann im Finanzwesen bestens aus. Der Düsseldorfer Anwalt hat bei der Sitzung ein Konzept vorgestellt, mit dem der Super-GAU abgewendet werden könnte.
Satzungsänderung ist notwendig
Dafür ist allerdings eine Satzungsänderung notwendig, in der die KGaA die Macht erhält, die Vereinsgremien lediglich eine Kontrollfunktion bekommen. Eine strikte Trennung zwischen der Spielergesellschaft und dem Verein hat es nie gegeben, weil Walter Hellmich jahrelang beide Posten innehatte.
Weil der Verein dann aber kein Mitspracherecht mehr hat, sondern die KGaA wie in allen anderen Profivereinen auch alleine entscheidet, ist es derzeit ungewiss, ob der Satzungsänderung durch die Vereinsvertreter zugestimmt wird. „Jeder, der ein Herz für den MSV hat, muss diesem Plan zustimmen“, bekräftigt Brömmekamp, dass es keine zweite Möglichkeit gibt.
Normal: Die Investoren wollen Stimmrecht bekommen
Nur im Fall der Satzungsänderung werden Investoren, die ihre Bereitschaft zur finanziellen Unterstützung signalisiert haben, die erforderlichen Millionen kurzfristig in den Verein pumpen. Mit der Änderung wollen sie Mitspracherecht bekommen. Übersetzt: Sie haben Stimmrecht in der KGaA.
Die Änderung muss schnell abgewickelt werden, denn in zehn Tagen erteilt die DFL vor dem Hintergrund der eingereichten Unterlagen die Auflagen für die Zweitlizenzierung. Aufgrund des fehlenden Testats muss Duisburg mit drastischen Punktabzügen rechnen. Die wären aber egal, weil der MSV noch vor dem Rückrundenstart Insolvenz anmelden müsste, wenn die Investoren nicht helfen.
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