Der linke Außenverteidiger mauserte sich in der zweiten Hälfte seiner ersten Seniorenspielzeit zu einem echten Leistungsträger. Auch in dieser knüpfte der 20-Jährige an seine guten Vorstellungen an. Guirino ist einer der Garanten dafür, dass RWE in der Tabellenspitze munter mitmischt. Zur Belohnung durfte er Ende September einen neuen Vertrag an der Hafenstraße unterzeichnen - und was für einen! Der Traditionsverein sicherte sich für die kommenden vier Jahre die Dienste des gebürtigen Leverkuseners, den die Essener im Sommer 2011 aus der A-Jugend des Bonner SC ins Ruhrgebiet gelockt hatten. Guirino ist somit bundesweit der einzige Regionalliga-Kicker, der einen derart langen Vertrag sein Eigen nennen darf. „Ich fühle mich in Essen sehr wohl und merke, dass hier etwas entsteht. Daher musste ich nicht lange überlegen, als das Angebot kam“, sagte Guirino nach der Vertragsunterzeichnung.
Doch nicht nur den Verantwortlichen von Rot-Weiss Essen ist das Talent des Flügelflitzers aufgefallen. Auch beim 1. FC Köln stand Guirino bereits auf dem Wunschzettel. Wie RevierSport erfuhr, interessieren sich mittlerweile noch ganz andere Kaliber für den Nachwuchs-Profi. Die Scouting-Abteilung des italienischen Serie-A-Klubs FC Parma ist auf den RWE-Kicker aufmerksam geworden und würde ihn gerne zur nächsten Transferperiode im Winter verpflichten. Für den Essener ist das Interesse des ehemaligen Europapokalsiegers eine große Ehre. „Ich bin vor kurzem darüber informiert worden. Natürlich habe ich mich darüber sehr gefreut. Von so etwas träumt man doch schon als kleines Kind“, betont Guirino.
Nichtsdestotrotz hält er selbst einen vorzeitigen Transfer nach Italien für „unwahrscheinlich.“ Vorerst wolle er sich weiterhin in Deutschland entwickeln. „Ich bin erst 20 Jahre alt und möchte weiterhin Fußball spielen. Das darf ich in Essen, bei einem großen Klub wie Parma wäre das wohl keinesfalls sicher“, meint Guirino und fügt hinzu: „Ich kann die Situation sehr realistisch einschätzen, deshalb mache ich mir auch keine Illusionen. Erst vor kurzem habe ich bei Rot-Weiss Essen unterschrieben. Alles andere ist derzeit nicht wichtig für mich.“
Guirino wurde in Leverkusen geboren, besitzt jedoch die italienische Staatsbürgerschaft. Die Verbundenheit zu seiner Heimat Italien ist seit jeher groß. Jeden Sommer verbringt er deshalb mit seiner Familie in einem Dorf in der Nähe von Lecce, eine knapp 100.000 Einwohner große Stadt auf der Halbinsel Salento in Süditalien. Fußball-Kennern ist der Ort wohl eher aufgrund der einstigen Serie-A-Größe US Lecce bekannt. Die besten Zeiten hat der Verein inzwischen hinter sich. „Lecce ist leider in die dritte Liga abgestiegen“, klärt Guirino auf. Das sportliche Geschehen in Italien hat er stets im Blick. „Das ist eben meine zweite Heimat. Natürlich interessiere ich mich dann auch für den Fußball. Es ist mein ganz großes Ziel irgendwann in Italien spielen zu dürfen. Darauf arbeite ich hin.“
Bis dahin möchte er seinen erfolgreichen Weg in Deutschland fortsetzen. Rot-Weiss Essen gehört in dieser Spielzeit zu einem der heiß gehandelten Aufstiegskandidaten in der Regionalliga West. Das Team von Trainer Waldemar Wrobel, das in Folge eines Lizenzentzuges erst im Sommer 2011 aus der NRW-Liga aufgestiegen ist, steht nach 14 Spielen auf einem soliden fünften Tabellenplatz und ist nach wie vor auf Tuchfühlung zur Tabellenspitze. Dass die Essener durchaus zu Höherem befähigt sind, bewiesen sie vor knapp zwei Wochen. Beim Ligaprimus Viktoria Köln gewannen die Rot-Weissen mit 2:1 und unterstrichen ihre hohen Ambitionen. „Das war schon ein richtig geiles Erlebnis. In diesem Spiel haben wir gezeigt, dass wir jeden in dieser Liga schlagen können. Das hat uns sehr viel Mut gemacht“, versichert Guirino.
"Dieser Klub gehört einfach nach oben"
Nur eine Woche später musste er mit seinen Kollegen erleben, dass der Fußball ein Tagesgeschäft ist. Im Heimspiel gegen den abstiegsbedrohten MSV Duisburg II zeigten die Essener vor eigenem Publikum eine ganz schwache Vorstellung und kamen nicht über ein 1:1 hinaus. Auch der sonst so zuverlässige Guirino erwischte einen rabenschwarzen Tag und fand zu keinem Zeitpunkt zu seinem dynamischen und druckvollen Spiel. Immerhin besitzt er schon in jungen Jahren die wertvolle Fähigkeit zur Selbstkritik. „Das war leider überhaupt nichts. Sowohl von mir als auch vom Rest der Mannschaft. Es gibt eben Tage, an denen überhaupt nichts läuft. Das hat mir zu erkennen gegeben, dass auf mich noch sehr viel Arbeit wartet“, berichtet der ehemalige Bonner.
Schließlich möchte Guirino seine großen Ziele auch irgendwann verwirklichen. In naher Zukunft möchte er seinem aktuellen Verein dabei helfen, die Rückkehr in den Profifußball zu realisieren. „RWE ist etwas ganz besonderes. Bei jedem Heimspiel in der vierten Liga kommen 8000 Leute ins Stadion. Dieser Klub gehört einfach nach oben. Ich möchte meinen Beitrag dazu leisten, dass es so schnell wie möglich klappt.“